4.12.2024

Akademie der Künste trauert um Michael Ruetz (1940–2024)

Der Fotograf Michael Ruetz, seit 1998 Mitglied der Akademie der Künste und von 2016 bis 2018 Stellvertretender Direktor der Sektion Film- und Medienkunst, ist am 2. Dezember 2024 in seiner Geburtsstadt Berlin verstorben.
Ruetz begann 1969 als Bildjournalist für den stern zu arbeiten und in internationalen Zeitschriften und Magazinen zu veröffentlichen, vorrangig jedoch publizierte er Bücher auf Grundlage eigener Ideen. In seiner Arbeit konzentrierte er sich auf wenige Themen, die er in Langzeitbeobachtungen vertiefte. In der Beschäftigung mit der studentischen Szene der 68er schuf er ikonische Bilder, die ihn weltweit bekannt machten. Seine letzte große Ausstellung „Poesie der Zeit. Michael Ruetz – Timescapes 1966–2023“ in der Akademie der Künste widmete sich dem Wandel von Lebenswelten. Michael Ruetz’ Werke wurden international ausgestellt und vielfach ausgezeichnet, so 2002 mit dem „Ordre des Arts et des Lettres“. Sein schriftlicher und fotografischer Nachlass wird vom Archiv der Akademie der Künste betreut.

Harf Zimmermann, Fotograf und Mitglied der Sektion Film- und Medienkunst, über Michael Ruetz:
„Michael war kein Mann für Smalltalk, glatte Verbindlichkeiten hatte er nicht zu bieten, nicht als Person und nicht als Künstler. Ich habe ihn erlebt als kritisch, neugierig, belesen, aufmerksam, streitbar, wenn nötig, und als klugen Redner und Autor. Wir wurden in den 1980er-Jahren einander vorgestellt durch unseren gemeinsamen Freund Arno Fischer, der damals noch mein Lehrer war. Bewundert habe ich beide. Über Alters- und Herkunftsunterschiede hinweg verband uns die Überzeugung, mit unseren Fotos etwas von Belang schaffen zu wollen, gültige Bilddokumente, ja dies genau genommen sogar zu müssen. Michaels fotografische Auseinandersetzung mit der Zeit ist gnadenlos dokumentarisch, dabei von künstlerischer und geistiger Noblesse. Thema seines Lebens, so scheint es im Rückblick: Vergänglichkeit. Das Fotografierte, gleich ob Ding oder Mensch, fährt auch nach dem Klick des Auslösers damit fort, seine Gestalt zu ändern – zum Guten, zum Schlechten, zum Überraschenden, zum Erwartbaren – die Zeit schreitet fort. Zeit sei vielleicht gleichzusetzen mit Gott, so ähnlich hat er es formuliert, und dass sie möglicherweise sogar der einzig zu akzeptierende Gottesbegriff sei. Schwer zu akzeptieren, dass seine Zeit nun abgelaufen ist. Ein Solitär in der Fotografie, ein einzigartiger Mensch in meinem Leben.“

Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.

Manos Tsangaris
Präsident der Akademie der Künste