8.11.2024
Akademie der Künste trauert um Daniel Spoerri (1930–2024)
Der Künstler Daniel Spoerri, geboren 1930 als Daniel Isaac Feinstein in Galati, Rumänien, ist am 6. November 2024 in Wien gestorben. Er war 1984 bis 1993 Mitglied der Akademie der Künste (West) und wurde 2008 erneut zum Mitglied der Sektion Bildende Kunst gewählt.
Spoerris künstlerische Karriere begann mit dem Studium des klassischen Tanzes in Paris, 1954 wurde er Erster Tänzer am Stadttheater Bern. Wenige Jahre später debütierte er als Assistent des Dramaturgs Klaus Bremer am Landestheater Darmstadt. Gemeinsam mit ihm publizierte er Artikel über experimentelles Theater und gründete die Edition MAT, in der er Multiples verlegte.
1959 zog Spoerri nach Paris und begegnete dort Künstler*innen wie Jean Tinguely, François Dufrêne, Arman, Niki de Saint Phalle und Yves Klein. Sein Interesse für die bildende Kunst wurde durch die Zusammenarbeit mit Tinguely geweckt. Anschließend entwickelte Spoerri eine eigenständige Objektkunst. Er war einer der Mitbegründer des Nouveau Réalisme, einer neodadaistischen Bewegung, die das reale Leben in die Kunstwerke einziehen lässt. In dieser Zeit entstanden die ersten „Fallenbilder“, die zufällige Tischarrangements seiner Gäste in Kunstwerke verwandelten. Für diese Assemblagen wurden die Überreste von Mahlzeiten mit Kunstharz auf (Tisch-)Platten befestigt und dann wie ein dreidimensionales Gemälde an die Wand gehängt. Spoerri gründete 1968 das legendäre „Restaurant Spoerri“ und die „Eat Art Gallery“ in der Düsseldorfer Altstadt, wo u. a. auch Aktionen mit Weggefährten wie Joseph Beuys, Robert Filliou, Dieter Roth, Ben Vautier und Emmet Williams stattfanden. Er hat die rheinische Kunstszene der Zeit maßgeblich geprägt. Anfang der 90er-Jahre gründete er seinen Skulpturenpark „Il Giardino di Daniel Spoerri“ in der Toskana, wo er seine eigenen Arbeiten, aber auch Installationen von über 55 Künstler*innen ausstellte.
Spoerris „Topographien des Zufalls“ bestehen aus Alltagsobjekten, die nach dem Vorgang des Essens verbleiben und sich in einen künstlerischen Akt verwandeln. Diese „Tableaux-pièges“ sind als Archive zu verstehen, die alltägliche Materialien, emotionale Erinnerungen und sinnliche Wahrnehmung bewahren. In dieser Einfachheit verstecken sich jedoch viele Facetten des menschlichen Seins; Triebe, Riten und Offenbarungen.
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Manos Tsangaris
Präsident der Akademie der Künste