16.12.2022
Akademie der Künste trauert um Wulf Kirsten (1934–2022)
Der Dichter Wulf Kirsten, geboren am 21. Juni 1934 in Klipphausen bei Meißen, ist am 14. Dezember 2022 im Alter von 88 Jahren in Bad Berka gestorben. Er war seit 1992 Mitglied der Akademie der Künste.
Nach einem Pädagogikstudium in Leipzig verbrachte er einen Großteil seines Lebens in Weimar und prägte die Literaturszene Thüringens maßgeblich mit.
Ab Mitte der 1960er-Jahre war er als Lektor beim Aufbau-Verlag tätig, bis er sich Ende der 1980er-Jahre ausschließlich der eigenen Dichtkunst widmete. Seinen Debütband satzanfang veröffentlichte er 1970.
Es folgten zahlreiche weitere Bände, darunter der wohl berühmteste, Die Erde bei Meißen von 1986, für den er im darauffolgenden Jahr den Peter-Huchel-Preis erhielt. Der bedeutende Naturlyriker, dessen Gedichte in viele Sprachen übersetzt wurden, trat auch als Essayist, als Prosaautor und nicht zuletzt als Herausgeber von Anthologien hervor, darunter die Lyriksammlung Beständig ist das leicht Verletzliche mit fast 1.000 Gedichten deutschsprachiger Autoren von Friedrich Nietzsche bis Paul Celan. Darüber hinaus betätigte Kirsten sich als Förderer junger Autorinnen und Autoren, indem er sich für die Einrichtung des Thüringer Literaturpreises und des Literaturstipendiums „Harald Gerlach“ engagierte.
Kerstin Hensel, Direktorin der Sektion Literatur der Akademie der Künste, erinnert sich an Wulf Kirsten:
„Der als Sohn eines Steinmetzes geborene Thüringer Schriftsteller wollte nicht ‚Naturdichter‘, sondern ‚Landschafter‘ genannt werden. Als einer der letzten Vertreter der ‚Sächsischen Dichterschule‘ galt Kirsten als poetischer Landschaftshistoriker, der von Dorfwelten, Wildnissen und deren Zerstörung schrieb. Der passionierte Fußgänger war von ironisch-mürrischer Streitbarkeit, politisch wie literarisch, sowie ein Bewahrer seltenen Sprachguts.“
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste