24.1.2022
Neue Mitglieder der Akademie der Künste
Die Akademie der Künste hat 30 neue Mitglieder aufgenommen. Die Wahlen fanden auf der 57. Mitgliederversammlung (12. – 14. November 2021) in Berlin statt. Alle neu hinzugewählten Mitglieder haben mittlerweile ihre Wahl angenommen. Rosa Barba, Monica Bonvicini und Hito Steyerl wurden in die Sektion Bildende Kunst gewählt. Die Sektion Baukunst hat Marianne Burkhalter, Thomas Flierl, Konstantin Grcic, Regula Lüscher, Dorte Mandrup, Anh-Linh Ngo, Mike Schlaich, Felix Schwarz und Ana Viader Soler aufgenommen. Neu in der Sektion Musik sind Georges Aperghis, Malin Bång, Sidney Corbett, Christopher Fox, Stephan Froleyks, George Lewis, Sarah Nemtsov, Kirsten Reese, Trond Reinholdtsen, Annette Schlünz und Chiyoko Szlavnics. György Dragomán, Esther Kinsky, Eva Menasse, Steffen Mensching und Katharina Schultens sind neue Mitglieder der Sektion Literatur. Lars Eidinger und Ulrich Rasche sind zukünftig in der Sektion Darstellende Kunst vertreten. Die Sektion Film- und Medienkunst hatte keine Wahlvorschläge im Plenum eingebracht. Aktuell zählt die Akademie der Künste 426 Mitglieder in ihren sechs Kunst-Sektionen.
Kurzbiografien der neuen Mitglieder
Georges Aperghis, Komponist
1945 in Athen geboren, lebt seit 1963 in Paris. Zahlreiche Preise, darunter der Mauricio Kagel Musikpreis (2011), der Goldene Löwe für das Lebenswerk der Biennale Musica di Venezia (2015) und der Ernst von Siemens Musikpreis (2021). Seine Arbeit ist vor allem durch das Hinterfragen von Sprache und Bedeutung gekennzeichnet. Seine Kompositionen, ob instrumental, vokal oder für die Bühne, erforschen die Grenzen des Verständlichen. Seine Musik ist nicht streng an eine dominante musikalische Ästhetik des zeitgenössischen Musikschaffens gebunden, sondern folgt seinem Jahrhundert durch einen Dialog mit anderen Kunstformen und einer extremen Aufgeschlossenheit gegenüber dem Anderen. Diese Andersartigkeit wird mit Innovation kombiniert, wenn er Elektronik, Video, Maschinen, Automaten oder Roboter in seine Aufführungen einbezieht. Werke (Auswahl): Le corps à corps für Zarb und Stimme (1982); Die Hamletmaschine – Oratorio für fünf Solisten, gemischten Chor und 16 Musiker, Text: Heiner Müller (2000); Opal Wood für Kontrabass und Zuspiel (2020).
Malin Bång, Komponistin
1974 in Sävedalen, Schweden geboren, lebt in Mölndal. Studium der Komposition an der Piteå School of Music, der Universität der Künste Berlin, der Royal Academy of Music in Stockholm, und der Göteborg University. Sie ist Gründungsmitglied der Curious Chamber Players. Ihr Werk umfasst Musik für Instrumentalensembles, Orchester und elektronische Musik unter Einbeziehung von Field Recordings, performativen Elementen und Objekten. 2010 wurde sie mit dem Kranichsteiner Stipendienpreis ausgezeichnet, 2014 erhielt sie den Malmlöf-Forssling Kompositionspreis und 2018 wurde sie mit dem Orchesterpreis der Donaueschinger Musiktage ausgezeichnet. Werke (Auswahl): Epic Abrasion für Ensemble (2010); splinters of ebullient rebellion für Orchester (2018); blooming brume (2020).
Rosa Barba, Künstlerin und Filmemacherin
In Agrigent, Italien, geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Barba behandelt in ihrem Werk Konzeptualität mit einer ausgesprochen persönlichen Auffassung. Sie kombiniert Filme, Skulpturen, Installationen, Live-Performances, Textarbeiten und Publikationen, die auf den materiellen und konzeptionellen Qualitäten des Kinos basieren. Ebenso schafft sie Installationen und ortsspezifische Interventionen. Ihre Arbeiten wurden weltweit in renommierten Institutionen und auf Biennalen ausgestellt: Yokohama Trienniale (2020); Park Avenue Armory, New York (2019); 7th Beaufort Triennial, Belgien (2021); 53. und 56. Biennale di Venezia (2009, 2015). Aktuelle und kommende Ausstellungen: Neue Nationalgalerie, Berlin (2021); Esther Schipper, Berlin (2021, 2022). Sie wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem 46. PIAC, dem International Prize for Contemporary Art of the Fondation Prince Pierre de Monaco (2015) und dem Calder-Preis (2020).
Monica Bonvicini, Bildhauerin und Installationskünstlerin
1965 in Venedig geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Die Künstlerin ist vor allem für ihre raumgreifenden, installativen Werke bekannt. Bonvicini hatte internationale Einzel- und Gruppenausstellungen u. a. im Belvedere 21, Wien; Kunsthalle Fridericianum, Kassel; KW Institute für Contemporary Art, Berlin; Castello di Rivoli Museum of Contemporary Art, Turin; New Museum, New York. Ihre Werke wurden weltweit auf Biennalen gezeigt, wie etwa in Berlin, Busan, Istanbul, Venedig. 1999 gewann sie den Goldenen Löwen der Venedig Biennale, 2005 den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst, 2013 den Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum, 2019 den Hans Platschek-Preis für Kunst und Schrift, 2020 den Oskar-Kokoschka-Preis. Permanent installierte Skulpturen von ihr befinden sich im Queen Elizabeth Olympic Park, London, und auf dem Oslofjord vor dem Opernhaus von Oslo.
Marianne Burkhalter, Architektin
1947 in Thalwil, Schweiz, geboren, lebt in Zürich. Ausbildung als Hochbauzeichnerin. Mitarbeit im Superstudio Florenz (1969–1971) und Studio Works, New York und Los Angeles (1972–1977). Fachhörerin an der Princeton University USA (1971–1972). An der ETH Zürich Assistentin von Klaus Vogt (1981–1983) und Mario Campi (1984–1986). Gastprofessorin am Southern California Institute of Architecture SCI-Arc Los Angeles (1987). Zusammen mit Christian Sumi 1984 Gründung des Architekturbüros Burkhalter Sumi Architekten in Zürich. Gastprofessur an der EPFL Lausanne (1999), zusammen mit Christian Sumi. Mitglied des Gestaltungsbeirats Salzburg (2015–2018). Ordentliche Professur zusammen mit Christian Sumi an der Accademia di Architettura in Mendrisio AAM (2008–2018). 2020 Übergabe des Büros Burkhalter Sumi Architekten. Seit 2020 neues Büro Atelier Burkhalter Sumi in Zürich.
Sidney Corbett, Komponist
1960 in Chicago geboren, lebt in Schwetzingen. Er studierte Musik und Philosophie an der University of California, San Diego (UCSD) und an der Yale University, wo er 1989 promoviert wurde. Von 1985 bis 1988 studierte er in Hamburg bei György Ligeti; 2006 erhielt er einen Ruf an der Musikhochschule Mannheim. Ein wesentlicher Teil seines musikalischen Schaffens ist dem Musiktheater gewidmet. Corbetts Musik wird von Edition C. F. Peters Leipzig, London und New York verlegt und weltweit vertrieben. Werke (Auswahl): Keine Stille (außer der des Windes), Kammeroper nach Texten von Fernando Pessoa (2006); Das Große Heft (2011/12); San Paolo, nach einem nicht realisierten Filmdrehbuch von Pier Paolo Pasolini (2018); Aporia, inspiriert durch Texte von Jacques Derrida (2019).
György Dragomán, Schriftsteller, Übersetzer
1973 in Marosvásárhely (Târgu-Mureş), Siebenbürgen geboren, übersiedelte 1988 nach Ungarn und lebt heute in Budapest. Nach seinem Studium der Sprachen an der Loránd-Eötvös-Universität in Budapest verfasste er seine Diplomarbeit über Beckett. Er übersetzt aus dem Englischen. Veröffentlichungen auf Deutsch (Auswahl): Der weiße König (2008), Der Scheiterhaufen (2015), Löwenchor. Novellen (2019). Auszeichnungen (Auswahl): 2006 Berlin-Stipendium der JUNGEN AKADEMIE, 2011 Jan Michalski Literaturpreis.
Lars Eidinger, Schauspieler, Musiker, Regisseur
Geboren 1976 in Berlin. Während des Studiums an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Gast am Deutschen Theater, seit 1999 Ensemblemitglied der Schaubühne. Spielte u. a. bei Christina Paulhofer, Benedict Andrews und vor allem als Protagonist in Thomas Ostermeiers Inszenierungen, darunter Stücke von Ibsen (Nora, 2002, Hedda Gabler, 2005), Shakespeare (u. a. Hamlet, 2008, Maß für Maß, 2011, Richard III., 2015), Lars Norén (Dämonen, 2010), Karst Woudstras Der Würgeengel, 2003, und O’Neills Trauer muss Elektra tragen, für die er auch die Musikproduktion besorgte; 2008 Regiedebüt mit Die Räuber, es folgten 2013 Romeo und Julia, 2020 Peer Gynt. 2021 Debüt als „Jedermann“ auf den Salzburger Festspielen. Film- und Fernsehrollen u. a. bei Maren Ade, Peter Greenaway, Lars Kraume, Olivier Assayas, Hans-Christian Schmid, Markus Goller, im Tatort u. a.; Auszeichnungen zuletzt 2020 Bayerischer Filmpreis, 2021 Chevalier de lʼOrdre des Arts et des Lettres. DJ in Berliner Clubs und in seiner Partyreihe Autistic Disco an der Schaubühne.
Thomas Flierl, Architekturhistoriker, Publizist
1957 in Berlin geboren, lebt ebenda. Studierte bis 1981 Philosophie und Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin, Promotion 1985. Danach in Kultur und Politik tätig, u. a. Leiter des Kulturamtes Prenzlauer Berg (1990–1996), Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung in Berlin-Mitte (1998–2000), Kultur- und Wissenschaftssenator in Berlin (2002–2006). Seit 2006 freiberuflich tätig. Er leitet seit 2007 die Hermann-Henselmann-Stiftung und die Max-Lingner-Stiftung in Berlin. Seit 2012 am Bauhaus-Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Planung in Weimar. Zahlreiche Publikationen mit Forschungsschwerpunkt: Architektur, Städtebau und Planungsgeschichte des 20. Jahrhunderts, speziell: Neues Bauen in der Sowjetunion Anfang der 1930er Jahre, Umgang mit der Nachkriegsmoderne in Ost und West.
Christopher Fox, Komponist
1955 in York geboren, lebt in Meltham, West Yorkshire. Studium der Musik in Liverpool, Southampton und York. Er unterrichtete u. a. an der University of Huddersfield, ist Emeritus Professor of Music an der Brunel University und Visiting Professor of Music an der University of York. Er ist Herausgeber der Zeitschrift TEMPO und schreibt über Musik, produziert Zeitungsfeatures, Radioskripte und musikwissenschaftliche Zeitschriftenartikel. Werke (Auswahl): DaNCE, für Altflöte, Klarinette, Viola, Violoncello (1980); Topophony für Orchester (2014/15); On Tranquility, für Klarinette, Akkordeon und intermodulierende Sinustöne (2018/19).
Stephan Froleyks, Komponist, Klangkünstler, Interpret
1962 in Kleve geboren, lebt in Bedburg-Hau. Nach dem Studium von Schlagzeug, Tuba und Musiktheorie an den Musikhochschulen in Hannover und Essen internationale Konzerttätigkeit als Composer-Performer, Improvisator und Interpret, Professor für Schlagzeug und Musik anderer Kulturen an der Musikhochschule Münster. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind Konstruktion und Bau neuartiger Instrumente. Seine Kompositionen, Installationen, Hörstücke, multimedialen Arbeiten und Theatermusiken entstanden u. a. als Auftragswerke für Rundfunkanstalten und werden auf Festivals wie z. B. den Donaueschinger Musiktagen aufgeführt. Werke (Auswahl): Flötentöne, Musik zu Samuel Becketts Mirlitonnades (1996); Dichterlesen, Klanginstallation (2000); Eintagsflieder, 100 kurze Stücke (2019).
Konstantin Grcic, Industriedesigner
1965 in München geboren, lebt in Berlin. Ab 1985 Ausbildung zum Möbelschreiner an der John Makepeace School for Craftsmen in Wood at Parnham House (Dorset, England). Ab 1988 Designstudium am Royal College of Art in London. Nach dem Abschluss Assistent von Jasper Morrison. 1991 macht er sich als Industriedesigner in München mit seinem heute in Berlin ansässigen Büro selbstständig. Arbeitet in den Bereichen Industrie-, Möbel- und Ausstellungsdesign und in Kooperation mit Architekturbüros. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. der Compasso dʼOro für seine Leuchte Mayday (2001), den Stuhl Myto (2011) und die Leuchte OK (2016). Seine Arbeiten sind Teil der ständigen Sammlungen der wichtigsten Designmuseen der Welt (u. a. MoMA, New York; Centre Georges Pompidou, Paris). 2014 widmete ihm das Vitra Design Museum die bislang größte monografische Ausstellung.
Esther Kinsky, Lyrikerin, Prosaautorin, Übersetzerin
1956 in Engelskirchen geboren. Studium der Slawistik in Bonn. Zahlreiche Auszeichnungen sowohl für ihre Übersetzungen aus dem Polnischen, Russischen und Englischen als auch ihre schriftstellerischen Arbeiten. Veröffentlichungen (Auswahl): Am Fluss. Roman (2014), Karadag Oktober 13: Aufzeichnungen von der kalten Krim. Reisebericht mit Martin Chalmers (2015), Am kalten Hang: viagg' invernal. Lyrikband (2016), Hain. Geländeroman (2018), kő növény kökény. Lyrikband (2018), Schiefern. Gedichte (2020). Auszeichnungen (Auswahl): Paul-Celan-Preis (2009), Kranichsteiner Literaturpreis (2015), Adelbert-von-Chamisso-Preis (2016), Preis der Leipziger Buchmesse (2018), W.-G.-Sebald-Literaturpreis (2020), Christian-Wagner-Preis (2020), Deutscher Preis für Nature Writing (2020).
George Lewis, Komponist
1952 in Chicago geboren, lebt in New York. Studium der Komposition an der AACM School of Music, der Philosophie an der Yale University und der Posaune bei Dean Hey. Er ist Edwin H. Case Professor of American Music an der Columbia University, Fellow der American Academy of Arts and Sciences, der American Academy of Arts and Letters, und Corresponding Fellow der British Academy. Zahlreiche Ehrungen, u. a. der Doris Duke Artist Award (2019), Fellowships der MacArthur Foundation (2002) und der Guggenheim Foundation (2015). Sein Buch A Power Stronger Than Itself: The AACM and American Experimental Music (2008) erhielt den American Book Award und den American Culture Award der American Musicological Society. Er gilt weithin als Pionier der interaktiven Computermusik und entwickelt Programme, die gemeinsam mit menschlichen Musikern improvisieren. Werke (Auswahl): Artificial Life, Komposition für Improvisateure mit offener Instrumentierung (2007); Thistledown, Klaviertrio mit Percussion (2012); H. Narrans, für Stimme und fünf Instrumente (2020).
Regula Lüscher, Architektin und Stadtplanerin
Geboren 1961 in Basel, lebt heute in Winterthur, Schweiz. Arbeit nach dem Architekturstudium an der ETH Zürich als Architektin in Zürich und später bei Adolf Krischanitz in Wien. Von 1989 bis 1998 führte sie mit Patrick Gmür das Architekturbüro Gmür Lüscher Gmür in Zürich. Daneben nahm sie verschiedene Lehrtätigkeiten unter anderem an der ETH Zürich wahr. 1998 übernahm Lüscher die Leitung der Architektur und Stadtplanung der Stadt Zürich. 2007 kam der Ruf nach Berlin, als Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung. Dieses Amt übte sie 14 Jahre lang unter fünf verschiedenen Senator*innen aus. Seit 2012 ist sie Honorarprofessorin an der Universität der Künste Berlin.
Dorte Mandrup, Architektin
Geboren 1961 in Søborg, Dänemark, lebt in Kopenhagen. Bis 1991 Studium an der Aarhus School of Architecture. 1999 Gründung ihres seitdem vielfach prämierten Architekturbüros Dorte Mandrup A/S in Kopenhagen, dort bis heute Kreativdirektorin. International bekannt durch außergewöhnliche, oft skulpturale Projekte: The Whale, Norwegen (2019), Exil-Museum, Berlin (2020), Wadden Sea Center, Dänemark (2017/2021), Icefjord Centre, Grönland (2021). Sie ist u. a. stellvertretende Vorsitzende des Louisiana Museum of Modern Art, Mitglied des Danish Historic Buildings Council, Honorarprofessorin an der Royal Danish Academy of Architecture, Design and Conservation, dieses Jahr Gastprofessorin an der Accademia di Architettura de Mendrisio. 2021 mit dem ICONIC Award als Architect of the Year ausgezeichnet.
Eva Menasse, Schriftstellerin
Geboren 1970 in Wien, lebt heute in Berlin. Zunächst Arbeit als Journalistin, 2005 debütierte sie mit ihrem ersten Roman. Es folgten Romane, Erzählungen sowie zunehmend Essays. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet und übersetzt. Veröffentlichungen (Auswahl): Vienna (2005), Lässliche Todsünden. Erzählungen (2009), Quasikristalle. Roman (2013), Lieber aufgeregt als abgeklärt. Essays (2015), Tiere für Fortgeschrittene (2017), Gedankenspiele über den Kompromiss (2020), Dunkelblum. Roman (2021). Auszeichnungen (Auswahl): Gerty-Spies-Literaturpreis (2013), Heinrich-Böll-Preis (2013), Friedrich-Hölderlin-Preis (2017), Ludwig-Börne-Preis (2019), Bruno-Kreisky-Preis (2021).
Steffen Mensching, Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur, Theaterintendant
1958 in Berlin (Ost) geboren. Er studierte Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin und arbeitete als freiberuflicher Autor, Schauspieler, Clown und Regisseur. Größere Bekanntheit erlangte er vor allem durch die Zusammenarbeit mit Hans-Eckardt Wenzel. Seit der Spielzeit 2008/09 ist Steffen Mensching Intendant am Theater Rudolstadt. Werke (Auswahl): Jacobs Leiter. Roman (2003), Lustigs Flucht. Roman (2005), Mit Haut und Haar. Xenien für X. Gedichte (2005), Das gewisse Etwas. Gedichte (2005), Schermanns Augen. Roman (2018). Auszeichnungen (Auswahl): Heinrich-Heine-Preis (1989/90), Deutscher Kabarettpreis (1995), Erich-Fried-Preis (2019), Literaturpreis der Uwe-Johnson-Gesellschaft (2020), Thüringer Literaturpreis (2021).
Sarah Nemtsov, Komponistin
1980 in Oldenburg geboren, lebt in Berlin. Studium der Komposition in Hannover und Berlin. Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, darunter den Busoni-Kompositionspreis der Akademie der Künste. Ihre Werke werden bei international renommierten Festivals aufgeführt, wie z. B. den Donaueschinger Musiktagen und den Bregenzer Festspielen. Ihre Musik kennzeichnen komplexe und energetische Texturen, musikalische Schichtungen und Wechselwirkungen zwischen akustischen Instrumenten und Elektronik. Dabei durchdringen auch politische, gesellschaftliche und zeitgeschichtliche Fragen ihre Werke. Ihr Werkverzeichnis umfasst weit über 100 Kompositionen in nahezu allen Gattungen. Werke (Auswahl): Sacrifice, Oper in 4 Akten (2016), Seven Colours, für Cello, E-Bass, präpariertes Klavier mit Sample-Keyboard, Drumset und Elektronik (2018); Bugs, Studie für Snare, Mini-Roboter, Hände, Verstärkung und Live-Video ad libitum (2021).
Anh-Linh Ngo, Architekturpublizist, Kurator, Chefredakteur
1974 in Kontum, Vietnam geboren, lebt in Berlin. Studium der Architektur. Von 2002 bis 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr- und Forschungsgebiet Architekturtheorie der RWTH Aachen. Seit 2004 Redakteur, heute Mitherausgeber und Chefredakteur der Architekturzeitschrift ARCH+, einer diskursiven Zeitschrift für Architektur und Urbanismus. Seit 2018 ist Ngo Kuratoriumsmitglied der IBA 2027 StadtRegion Stuttgart, seit 2021 Kuratoriumsmitglied der Akademie Schloss Solitude sowie Beiratsmitglied des Goethe-Instituts. Er kuratiert regelmäßig Ausstellungsprojekte, z. B. 2018 die ifa-Ausstellung An Atlas of Commoning: Orte des Gemeinschaffens, welche für zehn Jahre weltweit tourt. 2020 erhielt ARCH+ unter seiner Leitung den Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste.
Ulrich Rasche, Regisseur, Bühnenbildner
Geboren 1969 in Bochum, studierte dort Kunstgeschichte und Komparatistik, in Gießen angewandte Theaterwissenschaft. Von 1998 bis 2000 Assistenzen an der Schaubühne, 1999 Stipendiat an Robert Wilsons Watermill Center. Seit 2002 Regie und Bühnenbild u. a. in den Berliner Sophiensaelen, 2004 wird im Palast der Republik ein erstes der sein Œuvre prägenden Chorprojekte, Singing! Immateriell Arbeiten, uraufgeführt. Weitere Arbeiten, fast immer im eigenen Bühnenbild, u. a. am Staatstheater Stuttgart, an der Volksbühne, bei den Wiener Festwochen, am Schauspiel Frankfurt, am Residenztheater München, bei den Salzburger Festspielen, am Burgtheater, am Deutschen Theater. Einladungen zum Theatertreffen 2017 (Die Räuber, Residenztheater München), 2018 (Woyzeck, Theater Basel) und 2019 (Das große Heft nach Agota Kristof, Staatsschauspiel Dresden). Auszeichnungen u. a. 2013 Kunstpreis der Akademie der Künste, 2017 Bühnenbildner des Jahres (Kritikerumfrage Theater heute), Nestroy-Preis 2017 und 2018 (Beste Aufführung im deutschsprachigen Raum).
Kirsten Reese, Komponistin, Klangkünstlerin
1968 geboren in Kiel, lebt in Berlin. Sie wuchs in Hongkong, den Philippinen und im Rheinland auf und studierte Flöte, elektronische Musik und Komposition in Berlin und New York. Seit 2007 unterrichtet sie elektroakustische Komposition an der Universität der Künste Berlin. Sie komponiert für elektronische Medien, Instrumente und ungewöhnliche Wahrnehmungssituationen, für Räume und Lautsprecherkonstellationen. Oft sind es rechercheintensive Projekte, die historische Themen und Archivaufnahmen mit Field Recordings und immersiven Soundscapes verbinden. Werke (Auswahl): the lightest words had the weight of oracles, für Fairlight CMI und E-Gitarre (2014/16); Berlin Rosenthaler Platz, Audiowalk mit singenden Sirenen (2018); Cobourg Nets, für Ensemble und Field Recordings (2021).
Trond Reinholdtsen, Komponist
1972 in Norwegen geboren, lebt dort. Gesangs- und Kompositionsstudium an der Norwegian Academy of Music, wo er derzeit als Associate Professor arbeitet.
Seine Musik ist konzeptuell und integriert Dokumentationen, Rezitationen und Performances. Sein Schwerpunkt ist das Musiktheater und er widmet sich vorrangig dem Projekt The Norwegian Opra, dessen mehrstündige Teile, u. a. bei Festivals wie den Donaueschinger Musiktagen aufgeführt werden. Werke (Auswahl): The Norwegian Opra launch and gala happening, für 6 Musiker, 30 Sänger und Interpreten, Komponist etc etc (2009); Musik, für Sopran, Klarinette, Cello, Gitarre, Klavier, Percussion, Komponist, Power Point, Maschinen etc (2012); To arms! To arms!, affirmatives Oratorium für 50 Schauspieler und Musiker, Szenografie und Film (2020).
Mike Schlaich, Bauingenieur
Geboren 1960 in Cleveland, Ohio, lebt in Berlin. Er hat in Stuttgart und an der ETH Zürich Bauingenieurwesen studiert und 1989 an der ETH promoviert. Seit 1993 ist er bei schlaich bergermann partner (sbp GmbH), Stuttgart, und seit 2002 einer der geschäftsführenden Gesellschafter des Ingenieurbüros. Mike Schlaich ist seit 2004 Professor an der TU Berlin, Institut Bauingenieurwesen. In der Forschung beschäftigt er sich mit Leichtbau, u. a. mit dem Einsatz von Kohlenstoffmaterialien für Brücken sowie mit Infraleichtbeton für Sichtbetonbauten. Als Ingenieur war er an der Errichtung zahlreicher Häuser, Türme, Fassaden, Stadien und Brücken weltweit beteiligt. Er wurde mehrmals mit dem Deutschen Brückenbaupreis ausgezeichnet, zuletzt 2020 für den Steg TRUMPF, Ditzingen. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Annette Schlünz, Komponistin
1964 in Dessau geboren, lebt in Kehl. Nach der Ausbildung in der Kinderkomponistenklasse Halle studierte sie Komposition, Klavier und Dirigieren an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und war von 1988 bis 1991 Meisterschülerin an der Akademie der Künste. Seit 2018 ist sie Dozentin für Komposition am Conservatoire de Strasbourg. Sie ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Werke (Auswahl): weithin (in mögliche mitten) für Orchester (2009), Journal nº 6 (Kraniche) für Akkordeon solo (2011); Lisa (Oben) Lisa (Unten), Live-Hörspiel für Sopran, Sprecherin, Orgel, Violine, Violoncello, Libretto: Ulrike Draesner (2019).
Katharina Schultens, Lyrikerin
Geboren 1980 in Rheinland-Pfalz, lebt in Berlin. Von 1999 bis 2006 studierte sie Kulturwissenschaften in Hildesheim, St. Louis und Bologna. Seit 1998 veröffentlicht sie Lyrik. Sie arbeitet seit 2006 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ab September 2022 ist sie die neue Leiterin des Hauses für Poesie. Werke (Auswahl): Aufbrüche. Gedichte (2004), gierstabil. Gedichte (2011), gorgos portfolio. Gedichte (2014), Geld. Eine Abrechnung mit privaten Ressourcen (2015), untoter schwan. Gedichte (2017). Auszeichnungen (Auswahl): Martha-Saalfeld-Förderpreis (2005), Georg-K.-Glaser-Förderpreis (2007), Förderpreis des Kunstpreis Rheinland-Pfalz (2009), Leonce-und-Lena-Preis (2013), Spycher: Literaturpreis Leuk (2015), Basler Lyrikpreis (2019).
Felix Schwarz, Landschaftsarchitekt
1971 in Erlangen geboren, lebt in Berlin. Über die Arbeit in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb fand er zur Landschaftsarchitektur. Studium der Landschaftsarchitektur an der TU Berlin, nach seinem Diplom 2002 Projektleiter und zahlreiche Wettbewerbe bei Weidinger Landschaftsarchitekten. Ab 2007 im Atelier Loidl Landschaftsarchitekten in Berlin, mehrere Jahre als Projektleiter. Seit 2015 dort Partner und Geschäftsführer und verantwortlich für die Entwurfs- und Ausführungsplanung sowie die Umsetzung von Projekten. Mit dem Atelier Loidl Landschaftsarchitekten realisierte er u. a. den Park am Gleisdreieck in Berlin (2013) und den Baakenpark in der HafenCity in Hamburg (2018), beide wurden mit dem Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis ausgezeichnet.
Ana Viader Soler, Landschaftsarchitektin
1973 in Barcelona geboren, lebt in Berlin. Sie studierte Architektur an der Escola Tècnica Superior d’Arquitectura de Barcelona und an der TU Berlin. Nach mehreren Jahren Mitarbeit im Büro Kiefer Landschaftsarchitektur in Berlin gründete sie im Jahr 2004 das Büro Anna Viader Städtebau Architektur Landschaft. Neben ihrer Praxis- und Lehrtätigkeit war sie 2010 Co-Kuratorin der Ausstellung Wiederkehr der Landschaft der Akademie der Künste. 2013 Stipendiatin der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. Seit 2016 Professorin für Landschaftsarchitektur an der TU Dresden. Ihre Arbeiten haben zahlreiche Preise erhalten, u. a. den Premi d’Arquitectura de Mallorca 2014, 2015, 2016.
Hito Steyerl, Filmemacherin und Schriftstellerin
Geboren 1966 in München, ist eine Filmemacherin und Autorin mit Sitz in Berlin.
Chiyoko Szlavnics, Komponistin, bildende Künstlerin
1967 geboren in Toronto, lebt in Berlin. Musikstudium an der University of Toronto, privates Kompositionsstudium bei James Tenney. Ein Stipendium der Akademie Schloss Solitude führte sie 1997 nach Deutschland. Sie komponiert für akustische Instrumente sowie für Sinuswellen und kombiniert sie oft. Um das Jahr 2000 entwickelte sie eine persönliche Kompositionsmethode mit selbst erstellten Zeichnungen. Diese ermöglichten es ihr, eine Musikrichtung zu konzipieren und zu verwirklichen, die die Wahrnehmung psychoakustischer Phänomene, wie Schwebung und Kombinationstöne fördert, und zwar durch ihre sensible Setzung von verhältnisbezogenem Tonmaterial. Werke (Auswahl): Gradients of Detail, Streichquartett (2005/06); During a Lifetime (Veneration, Spectra) für Sinuswellen und Saxophonquartett (2018); Oracles I-V (listening spaces) für 20 Instrumente (2019/20).