11.6.2021
Akademie der Künste trauert um Gottfried Böhm (1920–2021)
Im Alter von 101 Jahren verstarb am 9. Juni 2021 in Köln der Architekt Gottfried Böhm. Er gilt als einer der bedeutendsten Architekten der Nachkriegszeit und war seit 1968 Mitglied der Akademie der Künste.
Geboren am 23. Januar 1920, ausgebildet zum Architekten und Bildhauer, arbeitete Gottfried Böhm zunächst im Büro seines Vaters, Dominikus Böhm. 1955 übernahm er das Büro und führte es bis 2001 gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth und seinen drei Söhnen.
Gottfried Böhms bauliches Werk umfasst rund 50 Sakralbauten, außerdem öffentliche Gebäude sowie Wohn- und Geschäftshäuser. Besondere Bekanntheit erlangte er 1968 mit der Wallfahrtskirche in Neviges, einem spektakulären Betonbau, der aufgrund seiner zerklüfteten Struktur den Beinamen „Gottesgebirge“ erhielt. Das Hans Otto Theater in Potsdam, die Stadtbibliothek Ulm und das Rathaus in Bensberg sind weitere herausragende Werke Böhms.
Für sein Werk wurde Gottfried Böhm vielfach ausgezeichnet, u. a. 1974 mit dem Großen Kunstpreis Berlin, 1985 mit dem Fritz-Schumacher-Preis für Architektur und 1986 als erster Deutscher mit dem Pritzker-Preis, dem bedeutendsten Preis für Baukunst.
Viele Jahre war Gottfried Böhm Professor an der Technischen Hochschule Aachen, hatte aber auch Gastprofessuren in den USA inne, am M.I.T. Cambridge, an der University of Pennsylvania und der Washington University in St. Louis. Er war Honorary Fellow des American Institute of Architects sowie Mitglied in den Akademien in Paris, Rom und London.
Architekturhistoriker und Akademie-Mitglied Wolfgang Pehnt schrieb über Gottfried Böhm: „Die Tradition des eigenen Schaffens, die der Familie und auch die der Baugeschichte sind ihm wert und teuer. Das Neue ergibt sich aus den Verwandlungen des Vorhandenen. Das bedeutet: Dieses Werk kennt Haltungen, Themen und Motive, die es kennzeichnen, wann immer auch die einzelnen Bauten entstanden sind.“
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste