13.8.2018

Akademie der Künste trauert um Klaus Wildenhahn

Am 9. August 2018 ist der Dokumentarist Klaus Wildenhahn im Alter von 88 Jahren in Hamburg gestorben. Mit seinem Werk ist er fester Bestandteil der deutschen Film- und Fernsehgeschichte. Seinen letzten Film drehte er im Sommer 1999: Ein kleiner Film für Bonn, die Stadt, in der er 1930 geboren wurde. Die wichtigsten Themen seiner beobachtenden Dokumentarfilme sind Musik, Arbeit und deutsche Geschichte. Zu seinem Lebensmittelpunkt wurde Hamburg. Er hatte das Privileg, von 1961 bis 1995 beim NDR fest angestellt zu sein, zuerst in der „Panorama"-Redaktion, dann im Fernsehspiel, schließlich in der Bildungsabteilung des Dritten Programms. Für seine Filme war er viel unterwegs, vor allem in der deutschen Provinz und in den USA. Dort drehte er u.a. Smith, James O. – Organist, USA (1965/66), John Cage (1966), In der Fremde (1967), Harlem Theater (1968), Die Liebe zum Land (1973/74), Emden geht nach USA (1975/76), Bandonion (1981), Was tun Pina Bausch und ihre Tänzer in Wuppertal? (1982), Bln. DDR und ein Schriftsteller (1986) und Reise nach Ostende (1989). Zu seinen Vorbildern zählten Jerzy Bossak und Richard Leacock, über die er 1984 einen eigenen Film realisierte: Der Mann mit der roten Nelke (1974/1975). Auch verfasste er mehrere Bücher, sein erstes trägt den Titel Über synthetischen und dokumentarischen Film (1975), sein letztes Abendbier in flacher Gegend (2015).
Klaus Wildenhahn, Mitglied der Akademie der Künste seit 1984, gehört zu den Gründungsmitgliedern der Sektion Film- und Medienkunst. Viele Jahre kam er regelmäßig zu den Mitgliederversammlungen. Er mochte die kollegialen Gespräche und die persönlichen Begegnungen.
Gisela Tuchtenhagen, ebenfalls Mitglied der Sektion Film- und Medienkunst:
„Von 1969 bis 1979 waren wir uns nah, haben miteinander gearbeitet und sind bis heute befreundet. Er ist der Ältere und hat mich infiziert mit der Linie einer angloamerikanischen Dokumentarfilmschule, die für ihn im Direct oder Uncontrolled Cinema kulminierte, Leacock und Genossen; wie wunderbar, ein kleiner Teil davon geworden zu sein. In manchen unserer alten Filme taucht im Ton ein kurzes Bellen auf, das mit dem eigentlichen Geschehen nichts zu tun hat. Da ist er, der kurze Ton der Erinnerung, und mahnt: Es läuft nicht immer wie geplant, pass auf die Zufälle auf, bleib aufmerksam, das Unerwartete kommt."

Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.

Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste

Hans Helmut Prinzler
Mitglied der Akademie der Künste