27.11.2017
Akademie der Künste übernimmt Archiv der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Die Akademie der Künste hat das Archiv der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz unter der Intendanz Frank Castorfs von 1992 bis 2017 übernommen. Frank Castorf, seit 1994 Mitglied der Akademie der Künste, entwickelte zusammen mit seinem Bühnenbildner Bert Neumann eine völlig neue Form des Stadttheaters, die die Theaterlandschaft weit über das Genre Sprechtheater und weit über Deutschland hinaus beeinflusste und prägte. Sie ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur noch mit Bertolt Brechts und Helene Weigels Berliner Ensemble, Kurt Hübners „Aufbruch“ in Bremen und mit der Schaubühne unter Peter Stein vergleichbar. Alle diese Theaterarchive werden in der Akademie bewahrt und sind der interessierten Öffentlichkeit zugänglich.
Mit ca. 600 übernommenen Umzugskisten bildet das Archiv der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz eines der umfangreichsten Bestände der Abteilung. Derzeit werden die Dokumente und Materialien aus 25 Jahren Intendanz der Ära Castorf gesichtet, geordnet, beschrieben und verzeichnet. Die Akademie der Künste ist sich ihrer Verantwortung für die Bewahrung des immateriellen Kulturerbes Theater und seiner materiellen Zeugnisse bewusst und wird den jüngsten Archivzugang möglichst rasch aufarbeiten.
Das Archiv der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz enthält neben einer lückenlosen Dokumentation der einzelnen Produktionen (darin unter anderem Programmhefte, Besetzungszettel, Kritiken) eine umfangreiche Fotosammlung sowie Dramaturgie- und Intendantenunterlagen, Aufführungs- und Imageplakate, sowie eine umfangreiche Sammlung von audiovisuellen Aufzeichnungen, die zum Teil bereits digitalisiert vorliegen. Auch die Webseite, unverwechselbar in Bert Neumanns Frakturschrift, wurde von der Akademie übernommen und ist jetzt über den Link https://volksbuehne.adk.de/ weiterhin online zugänglich.
Materialien zu Inszenierungen Castorfs werden bereits seit Längerem von der Archivabteilung Darstellende Kunst in der Akademie gesammelt. Im Arbeitsbereich Inszenierungsdokumentation ist beispielsweise seine Tätigkeit ab dem ersten Engagement am Theater der Bergarbeiter Senftenberg überliefert (Brecht-Puzzle, Spielkiste Nr. 4). Seither wurden insgesamt 79 seiner Inszenierungen dokumentiert bis hin zu seiner vorletzten fulminanten Faust-Ausdeutung in diesem Jahr. Aber auch die vielbeachteten „Mitspieler“ Castorfs – wie Christoph Marthaler, Christoph Schlingensief, René Pollesch, Herbert Fritsch oder Luc Bondy – sind entweder vom Arbeitsbereich dokumentiert, oder aber mit ihren künstlerischen Archiven in der Akademie fest verankert.
Für Rückfragen
Stephan Dörschel, Archiv Darstellende Kunst, T 030 200 57-32 54, doerschel@adk.de