5.10.2017
Akademie der Künste trauert um Klaus Huber
Der Komponist Klaus Huber, 1924 in Bern geboren, war seit 1986 Mitglied der Akademie der Künste. Sein Weg zum Komponisten und Kompositionslehrer führte ihn über eine Ausbildung zum Lehrer (1940–1944 in Basel), das Studium der Violine und letztlich das Studium der Komposition bei Willi Burkhard (1947–1955 in Basel) und Boris Blacher (1955/56 in Berlin). 1973 kehrte Huber als Stipendiat des DAAD-Künstlerprogramms nach (West-)Berlin zurück und wurde im gleichen Jahr zum Professor für Komposition an die Musikhochschule Freiburg i.Br. berufen. In den Jahren zuvor erlebte Huber seinen internationalen Durchbruch als Komponist, u.a. beim Gaudeamus Festival, bei den Donaueschinger Musiktagen und bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Klaus Huber war Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste und der freien Akademie der Künste Mannheim. 2009 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Musik Felix Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig.
Seit geraumer Zeit lebte Klaus Huber in Bremen und in Panicale in der Provinz Perugia/Italien. Dort verstarb er am 2. Oktober 2017.
Klaus Huber ist nicht nur einer der bedeutendsten Komponisten seiner Generation, er war auch eine beeindruckende Persönlichkeit und ein einflussreicher Kompositionslehrer. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen Brian Ferneyhough, Toshio Hosokawa, Wolfgang Rihm und seine dritte Frau Younghi Pagh-Pan. Bis heute ist Huber im Musikleben präsent, nicht zuletzt auch durch kulturpolitisch wesentliche Aktivitäten wie beispielsweise die Gründung des nach wie vor bestehenden „Internationalen Komponistenseminars“ im Künstlerhaus Boswil (Schweiz) 1969, mit dem er einen Meilenstein für die Entwicklung der zeitgenössischen Musik setzte. Huber hinterlässt ein umfassendes Oeuvre mit einem Schwerpunkt auf Kammer- und Ensemblemusik sowie zahlreiche eigene Schriften. Hubers Kompositionen strahlen einen spirituellen Habitus aus, dem dabei eine besondere Art des Widerstands gegen alles Angepasste und Herrschergebaren eigen ist. Dieser Habitus verbindet sich vor allem in den ersten Jahrzehnten mit Hubers stark protestantisch geprägter Herkunft und seinem Interesse an der kritischen Theologie und verbreitert sich in späterer Zeit interkulturell, indem er beispielsweise mit mikrotonalen Stimmungen anderer Kulturen (Dritteltonstimmung, klassisch-arabische Musik) arbeitet. Auch die Erfahrung von Zeit im individuellen wie theologisch-philosophischen Sinn stellt eine Grundkomponente von Klaus Hubers Schaffens dar und wird immer wieder explizit thematisiert, wie beispielsweise in seiner Komposition Tenebrae für Orchester (1968/69) oder in Agnus Dei in umgepflügter Zeit für acht Instrumente (1990/91, in memoriam Luigi Nono).
Cornelius Schwehr, ebenfalls Mitglied der Sektion Musik der Akademie der Künste, schreibt über seinen Lehrer: „Es war ein Glück für alle, die mit ihm arbeiten, die bei ihm lernen durften. Das hat damit zu tun, dass er in Allen das je Eigene, nicht sich, sondern die Andere, den Anderen gesucht hat. Selten habe ich im Reden, Denken, Komponieren und (auch politisch) Handeln so eine Übereinstimmung gefunden, wie bei ihm. Das war wohl sein Eigenes.“
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste