14.2.2013
Zerstörte Vielfalt: Akademie der Künste dezimiert
Morgen, am 15. Februar, jährt sich zum 80. Mal der erzwungene Austritt von Käthe Kollwitz und Heinrich Mann aus der Akademie der Künste. Aus Solidarität mit den beiden verließ der Berliner Baustadtrat Martin Wagner ebenfalls an diesem Tag die Institution. Zur Geschichte der Preußischen Akademie der Künste am Pariser Platz gehört ihr dunkelstes Kapitel: die Diffamierung und Vertreibung von 41 bedeutenden Künstlern während der NS-Zeit. Zur ihrer Geschichte gehört aber auch, dass die Mehrheit der Akademie-Mitglieder die Zwangsmaßnahmen gegen ihre Kollegen duldeten. Zwar verhinderte die Akademie dadurch ihre Auflösung; die Bedeutung, die sie im Kulturleben der Weimarer Republik eingenommen hatte, büßte sie jedoch vollständig ein.
„Das Versagen der Akademie 1933“, so Akademie-Präsident Klaus Staeck, „bleibt eine Mahnung: Künstler tragen auch eine politische Verantwortung. In Erinnerung an ihre Mitglieder vergibt die Akademie der Künste jährlich den Käthe-Kollwitz- und den Heinrich-Mann-Preis. Die Worte von Käthe Kollwitz: ‚Ich will wirken in dieser Zeit’, stellen für mich eine Verpflichtung in meiner künstlerischen Arbeit und im Engagement für die Akademie dar.“
Eine Gedenktafel an der Fassade des Akademie-Gebäudes am Pariser Platz nennt die Namen der ausgeschlossenen und ausgetretenen Mitglieder in der Reihenfolge ihres Verlustes der Mitgliedschaft:
Käthe Kollwitz, Heinrich Mann, Martin Wagner, Thomas Mann, Alfred Döblin, Alfons Paquet, Ricarda Huch, Rudolf Pannwitz, Jakob Wassermann, René Schickele, Leonhard Frank, Ludwig Fulda, Bernhard Kellermann, Georg Kaiser, Alfred Mombert, Fritz von Unruh, Franz Werfel, Max Liebermann, Paul Mebes, Otto Dix, Karl Schmidt-Rottluff, Alfred Breslauer, Thomas Theodor Heine, Erich Mendelsohn, Arnold Schönberg, Franz Schreker, Franz Seeck, Walter Braunfels, Robert Kahn, Bruno Taut, Renée Sintenis, Ernst Barlach, Ludwig Gies, Ludwig Mies van der Rohe, Bruno Paul, Emil Rudolf Weiß, Ernst Ludwig Kirchner, Rudolf Belling, Max Pechstein, Karl Hofer, Oskar Kokoschka
>> Mehr zu den Austritten und Ausschlüssen im Blog
Das Archiv der Akademie der Künste betreut mit 320 Personenarchiven bundesweit die größten Bestände im Sammlungsschwerpunkt „Künstlerexil während des Nationalsozialismus“. Mit dem Heinrich-Mann-Archiv war 1950 das erste Künstlerarchiv in der Akademie eingerichtet worden.
>> Mehr zu den Sammlungsschwerpunkten und Künstlerarchiven hier
>> Veranstaltungshinweis: Freitag, 10. Mai 2013, 19 Uhr
Anlässlich des 80. Jahrestag der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 plant die Akademie der Künste mit ihren Kooperationspartnern, dem Börsenverein des deutschen Buchhandels, dem Verband deutscher Schriftsteller und dem PEN-Zentrum Deutschland, eine Veranstaltung am Pariser Platz:
Mit u.a. Ágnes Heller, Sebastian Krumbiegel, Jeanine Meerapfel, Shahin Najafi, SAID, Klaus Staeck und Günter Wallraff
Weitere Informationen folgen in Kürze.