20.2.2012
Heinrich-Mann-Preis 2012 der Akademie der Künste an Uwe Kolbe
Preisverleihung am 30. März mit Hans Christoph Buch und Christian Grashof
Der Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste geht in diesem Jahr an den Essayisten, Lyriker und Erzähler Uwe Kolbe. Diese Wahl trafen die Juroren Ina Hartwig, Norbert Miller und Marie-Luise Scherer, die Preisträgerin des letzten Jahres. Der mit 8.000 € dotierte Preis für Essayistik wird am 30. März 2012 im Akademie-Gebäude am Pariser Platz verliehen.
Aus der Begründung der Jury:
Als in Paris kurz nach der Wende eine Buchhändlerin von Uwe Kolbe wissen wollte, wer er sei, soll er geantwortet haben: „Je suis un poète prussien“, „Ich bin ein preußischer Dichter.“ Die Anekdote ist bezeichnend für den 1957 im Ostteil Berlins geborenen Kolbe, der das „Dreibuchstabenland“, in dem er Kindheit, Jugend und frühes Erwachsenenalter verlebte, nicht gern beim Namen nennt, die DDR, die er zum Zeitpunkt des Mauerfalls bereits verlassen hatte. Seit den achtziger Jahren hat Uwe Kolbe sich als Lyriker etwa mit den Gedichtbänden „Bornholm II“ oder „Vineta“ einen Namen gemacht, aber er ist zugleich ein eminenter Essayist. In dem jüngsten Essayband „Vinetas Archive“ zeigt Uwe Kolbe in brillanter stilistischer Vielfalt, wie er die sozialistische Utopie quasi im Rausch überwunden habe; ob er dabei auf Hölderlins Spuren wandelt, seines poetischen Patrons, oder ideologisch vergiftete Kinderhoffnungen aus dem Schutt seiner Erinnerungen ausgräbt. Die Hoffnung, präzisiert Uwe Kolbe, sei das schlimmste Übel aus der Büchse der Pandora gewesen. Es sind diese ungeschönte Klarheit und spielerische Sicherheit, die Uwe Kolbe nach Auffassung der Jury für den Heinrich-Mann-Preis geradezu prädisponieren.
Uwe Kolbe wurde 1957 in Berlin (Ost) geboren. Vermittelt durch seinen Mentor Franz Fühmann veröffentlichte er 1976 erste Gedichte in der Literaturzeitschrift „Sinn und Form“. Sein erster Gedichtband „Hineingeboren“ erschien 1980 im Aufbau-Verlag. 1987 übersiedelte Kolbe mit einem drei Jahre gültigen Visum im DDR-Pass zunächst als Stipendiat nach Worpswede, 1988 dann nach Hamburg, 1989 war er Writer in Residence an der University of Texas in Austin. Von 1997 bis Frühjahr 2004 war er Leiter des Studios Literatur und Theater der Universität Tübingen, seit 2002 wohnt er wieder in Berlin. Zuletzt erschienen: „Diese Frau. Gedichte“, Insel Verlag (2007), „Heimliche Feste. Gedichte“, Suhrkamp Verlag 2008, „Storiella. Das Märchen von der Unruhe“, Wolbern Verlag (2008) und sein Essayband „Vinetas Archive. Annäherungen an Gründe“, Wallstein Verlag (2011). Im Herbst 2012 erscheint beim S. Fischer Verlag sein neuer Gedichtband „Lietzenlieder“.
Die diesjährige Preisverleihung findet am Freitag, den 30. März, um 19 Uhr in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, statt. Die Laudatio hält der Schriftsteller Hans Christoph Buch. Nach der Dankesrede von Uwe Kolbe liest der Schauspieler Christian Grashof aus dem Werk von Heinrich Mann. Der Eintritt ist frei.
Die Preisträger des Heinrich-Mann-Preises der letzten Jahre waren Marie-Luise Scherer (2011), Michael Maar (2010) und Hanns Zischler (2009).