28.1.2011

Heinrich-Mann-Preis 2011 an Marie-Luise Scherer

Preisverleihung am 3. April in der Akademie der Künste

Der Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste geht in diesem Jahr an die Schriftstellerin Marie-Luise Scherer. Diese Wahl trafen die Juroren Wolf Lepenies, Patrick Bahners und Michael Maar, der Preisträger des letzten Jahres. Der mit 8.000 € dotierte Preis für Essayistik wird am 3. April 2011 im Akademie-Gebäude am Pariser Platz verliehen.

"Marie-Luise Scherer hat aus den Reportagen, die sie von 1974 bis 1998 für den Spiegel verfasste, eine eigene Kunstform geschaffen, für die der rechte Begriff noch nicht gefunden ist. Nur darüber, dass es sich um große Literatur handelt, besteht in der Kritik seltene Einmütigkeit. Scherer, wie ihr Preis-Patron an französischen Stilvorbildern geschult, sucht lange nach dem mot juste und hat einen proustschen Sinn fürs Detail. Ihre der Reportage entwachsenen Erzählungen über einen Akkordeonspieler aus dem kaukasischen Russland, einen Serienmörder aus Paris oder das Schicksal einer Staffel Grenzhunde nach dem Mauerfall erlauben nicht nur tiefe Blicke in Randzonen und Sondermilieus, von denen die Literatur sich sonst gerne fern hält – und sie ersetzen nicht nur, wie in der "Hundegrenze", dicke historische Wälzer. Scherers Kunst-Reportagen sind ins Novellistische spielende, abgründige, filigran komponierte und sprachlich meisterhafte Piecen von fast ungeheurer Akkuratesse. Mit dem Heinrich-Mann-Preis wird eine Autorin geehrt, an deren kalt schimmernden, gehärteten Prosastücken der Zahn der Zeit sich vergeblich abmüht." (Aus der Jury-Begründung)

Marie-Luise Scherer, geboren 1938 in Saarbrücken, lebt in Damnatz an der Elbe. Von 1974 bis 1998 schrieb sie als Autorin für den Spiegel. Eine Auswahl ihrer Texte veröffentlichte sie 1988 erstmals als Buch unter dem Titel "Ungeheurer Alltag". 2004 erschien in Hans Magnus Enzensbergers "Die andere Bibliothek" ihr Erzählungsband "Der Akkordeonspieler".

Die Preisträger des Heinrich-Mann-Preises der letzten Jahre waren Michael Maar (2010), Hanns Zischler (2009) und Heinz Schlaffer (2008). Die diesjährige Preisverleihung findet am Sonntag, den 3. April, um 19.00 Uhr in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, statt. Die Laudatio hält der Literaturkritiker Burkhard Müller, anschließend Dankesrede von Marie-Luise Scherer.

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