26.4.2008

Resolution zur Erhaltung des Dokumentationszentrums Prora/Rügen

"Rügener Resolution" der Tagung "Widerstand - gestern und heute"
Zur Erhaltung des Dokumentationszentrums Prora

Der Monumentalbau in Prora auf Rügen ist ein einzigartiges architektonisches und sozialgeschichtliches Zeugnis der nationalsozialistischen Ideologie und ein unverzichtbares Dokument der deutschen zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur. Die Verbindung von Verführung durch nationalsozialistische Propaganda und einem Zeugnis einer gescheiterten Diktatur, deren Völkermord einen Zivilisationsbruch unvorstellbaren Ausmaßes in der deutschen Geschichte darstellt, erschließt sich in seiner ganzen historischen Dimension jedoch nur durch die Vermittlung aller Facetten der Verzahnung von historischem Ort und Politik des "Dritten Reiches".
Dies geschieht in didaktisch gelungener Weise und mit vielfältigen Aktivitäten in dem vom Europarat durch seine Förderung ausgezeichneten Dokumentationszentrum Prora. Dieses Dokumentationszentrum ist eine nationale Aufgabe der Geschichtsvermittlung und Aufklärung über die Schreckensherrschaft der nationalsozialistischen Diktatur. Ohne dieses Dokumentationszentrum ist die Gesamtanlage ein sinnentleertes Tourismusziel, mit dem die Relativierung der Geschichte bewußt in Kauf genommen wird.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der internationalen Tagung "Widerstand - gestern und heute" haben erneut am 20.4.2008 die Aura des historischen Ortes genutzt, um mit der Diskussion zur Geschichte auf die Gefahr neo-nationalsozialistischer Aktivitäten aufmerksam zu machen, die in zunehmendem Maße unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung gefährden und damit die demokratische Zukunft unseres Staates in Frage stellen.

Mit großer Betroffenheit haben wir dabei zur Kenntnis genommen, dass die Einrichtung des Dokumentationszentrums Prora nicht nur unter kaum zumutbaren Umständen Ihre wichtige Arbeit leisten muss, sondern ihre Zukunftsfähigkeit gefährdet ist. Wir fordern nicht nur den Investor der Anlage auf, seiner staatsbürgerlichen Verpflichtung gerecht zu werden und das Dokumentationszentrum in seiner jetzigen Form zu erhalten, sondern auch die Verantwortlichen von Bundes- und Landesregierung, den weltweit sich auswirkenden Skandal einer Schließung des Dokumentationszentrums zu verhindern. Es geht hierbei nicht um die kommerzielle Frage eines Immobiliengeschäfts sondern um die unverzichtbare Einlösung des "Nie wieder" im Bekenntnis unserer Demokratie zu ihrer jüngsten Geschichte.

Daher fordern wir Erhalt und Förderung des Dokumentationszentrums Prora als Zeichen der Verantwortung für die Zukunft unserer Demokratie im Kampf gegen das Vergessen.

Berlin, 26. April 2008

Druckversion