9.11.2010

Akademie der Künste eröffnet Erwin-Blumenfeld-Archiv

Die Akademie der Künste hat das Schriftgutarchiv des bildenden Künstlers, Fotografen und Schriftstellers Erwin Blumenfeld (1897, Berlin – 1969, Rom) vollständig eingerichtet. Am kommenden Donnerstag (11.11.) wird die Neuerwerbung am Pariser Platz im Rahmen einer Veranstaltung erstmals vorgestellt. 

Mit Eröffnung des Erwin-Blumenfeld-Archivs wird der Sammelschwerpunkt "Dada Berlin" der Akademie der Künste in idealer Weise ergänzt. Seit der Einrichtung und Ergänzung der Archive von John Heartfield und George Grosz galt das Sammelgebiet für die Berliner Kunstlandschaft als weitestgehend abgeschlossen. Doch nach erfolgreichen Verhandlungen konnte die Akademie im vergangenen Jahr den Nachlass vom Sohn des Künstlers, Yorick Blumenfeld, aus England übernehmen. Durch diese Archiverwerbung wurde das – vermutlich letzte – Schriftgutarchiv des Kreises der Berliner Dadaisten, das sich noch in privater Hand befand, erworben.

Den Kern der Neuerwerbung bildet der äußerst umfangreiche Briefwechsel zwischen Erwin Blumenfeld und seiner späteren Ehefrau Lena Citroen aus den Jahren zwischen 1916 und 1933 sowie das von der Veröffentlichung abweichende Original-Typoskript seiner posthum erschienenen Autobiografie "Einbildungsroman". In seinen etwa 250 Karten und Briefen eröffnet Blumenfeld der Cousine des deutsch-holländischen Künstlers Paul Citroen unter anderem seine literarischen Interessen, berichtet von Berliner Theaterbesuchen sowie von Ausstellungen in Herwarth Waldens Sturm-Galerie und Zusammenkünften im Café des Westens. Diese "Privatchronik" schildert auch ausführlich seine Familienverhältnisse, die durch die Traumata des Ersten Weltkrieges geprägt waren. Es geht um den finanziellen und den gesellschaftlichen Bankrott der Familie, seine Einberufung zum Militär als Sanitätskraftwagenführer, die gescheiterte Fahnenflucht und den schmerzlichen Verlust seines Bruders, der kurz vor Kriegsende bei Verdun fiel.

In seinen Briefen und Lebenserinnerungen schildert Erwin Blumenfeld auch seine Begegnungen mit der künstlerischen Avantgarde um George Grosz, Salomo Friedlaender, John Heartfield, Wieland Herzfelde und Walter Mehring im Berlin der 1910er und 20er Jahre, die im Spannungsfeld zwischen dem Niedergang der alten Ordnung und der Verheißung eines neuen künstlerischen Aufbruchs standen. Größere Bekanntheit erlangte der Emigrant Blumenfeld in den 1940er Jahren als bedeutender Mode- und Porträtfotograf in New York.

Zur Archiveröffnung am kommenden Donnerstag führt Helen Adkins, Autorin des Buches "Erwin Blumenfeld: 'In Wahrheit war ich nur Berliner'" (2009) in Leben und Werk Erwin Blumenfelds ein; der Schauspieler Wolfgang Unterzaucher liest aus dessen autobiografischen Erinnerungen.

Veranstaltungsdaten
Archiveröffnung und Lesung
Donnerstag, 11. November 2010, 20 Uhr, Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Eintritt 5,- / 3,-
Pressekarten unter
presse@adk.de, Tel. 030 200 57-1514

Für Rückfragen: Michael Krejsa, Tel. 030 200 57-4051, krejsa@adk.de

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