18.3.2025, 15 Uhr

Akademie der Künste trauert um Sofia Gubaidulina (1931–2025)

Sofia Gubaidulina

Die tatarisch-russische Komponistin Sofia Gubaidulina, 1931 in Tschistopol in der autonomen russischen Republik Tatarstan geboren, ist am 13. März 2025 im Alter von 93 Jahren in Appen, Deutschland, gestorben. Seit 1988 war Sofia Gubaidulina Mitglied der Sektion Musik der Akademie der Künste.

Sofia Gubaidulina studierte in Kasan und am Moskauer Konservatorium und war seit 1963 als freischaffende Komponistin tätig. Lange Zeit wurden ihre Kompositionen in der Sowjetunion zensiert.

1975 gründete sie zusammen mit Viktor Suslin und Wjatscheslaw Artjomow die Improvisationsgruppe „Astreja”, die mit Volksmusikinstrumenten und selbstgebauten Klangkörpern experimentierte. Gubaidulinas feines Gespür für klangliche Experimente zeichnet viele ihrer Instrumentalwerke aus. Ihr Glaube war jedoch ihr Lebensthema; 1970 ließ sie sich russisch-orthodox taufen. Die Balance zwischen konstruktiver Strenge und menschlich-religiöser Expressivität prägen ihre Musik. Die Wiener Uraufführung des 1980 entstandenen Violinkonzerts Offertorium durch den Geiger und Widmungsträger Gidon Kremer im Jahr 1981 bedeutete endgültig Gubaidulinas internationalen Durchbruch.

Ihre spirituelle Lebens- und Musikauffassung zeigt sich besonders eindrücklich in ihrem Diptychon Johannes-Passion und Johannes-Ostern aus den Jahren 2000 bis 2002. Das 2016 uraufgeführte Oratorium Über Liebe und Hass, in dem sie Gebete und Psalmen in verschiedenen Sprachen vertont hat, wird als Schlüsselwerk der Komponistin verstanden. Seit 1992 lebte die vielfach preisgekrönte Künstlerin in Deutschland. Sie gilt als bedeutendste russische Komponistin der Gegenwart.

Carola Bauckholt, Direktorin der Sektion Musik, über die Künstlerin: „Sofia Gubaidulina hat großartige Musik geschaffen! Besonders waren ihre Improvisationen mit Volksmusikinstrumenten. Ich habe sie 1992 kennen- und schätzen gelernt, denn wir wohnten zusammen im Künstlerhof Schreyahn. Sie war eine sehr zurückgezogene Persönlichkeit, aber wenn wir uns dann doch trafen, war sie überaus herzlich. 2013 hatten wir beide ein neues Stück in einem Konzert in Hannover und ihre fröhlichen Worte davor werde ich nicht vergessen: ‚Ja, das Scheitern, das lustvolle Scheitern gehört doch dazu.‘“

Die Akademie trauert um ihr Mitglied.

Manos Tsangaris
Präsident der Akademie der Künste