23.5.2024, 14 Uhr
„Seid untertan der Obrigkeit“. Die Akademie der Künste erwirbt 13 Schwejk-Zeichnungen von George Grosz für ihre Kunstsammlung
Mit der Inszenierung Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk am Theater am Nollendorfplatz schrieben Erwin Piscator und George Grosz 1928 Theater- und Kunstgeschichte. Zentralen Anteil daran hatten die herausragenden Bühnenbildskizzen und Figurinen des Satirikers und Kriegsgegners George Grosz, darunter überlebensgroße „Pappkameraden“, die mit moderner Technik in Form von Laufbändern und als Trickfilmszenen präsentiert wurden.
Bekannt ist bis heute eine Auswahl der Zeichnungen, die 1928 unter dem Titel Hintergrund im Malik-Verlag veröffentlicht wurden und Grosz vor Gericht brachten. Drei seiner Blätter, der sogenannte Christus mit der Gasmaske, Seid untertan der Obrigkeit und Die Ausschüttung des heiligen Geistes, wurden wegen „öffentlicher Beschimpfung von Einrichtungen der christlichen Kirchen“ beschlagnahmt und führten zu einem der längsten Kunst-Prozesse der Moderne. Trotz zweifachen Freispruchs erging am Ende die Weisung vom Reichsgericht, die Christus-Zeichnung und ihre Reproduktionen zu vernichten. Doch Wieland Herzfelde, der Verleger von Grosz, ließ sie verschwinden und vermachte sie in den 1980er-Jahren der Akademie der Künste, die sie seither als besonderen Schatz hütet.
Der Kunstsammlung gelang es nun mit großzügiger Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung die andere großformatige inkriminierte Zeichnung Seid untertan der Obrigkeit sowie eine Vorstudie zu dem dritten, verschollenen Blatt Die Ausschüttung des heiligen Geistes in einem Konvolut von 13 Werken aus dem Nachlass von George Grosz und aus italienischem Privatbesitz zu erwerben.
Diese Schwejk-Zeichnungen werden mit weiteren Blättern aus dem Berliner Stadtmuseum und aus Privatbesitz in der Ausstellung „Was sind das für Zeiten? – Brecht, Grosz und Piscator“ (4.7. – 25.11.) im Das Kleine Grosz Museum öffentlich präsentiert. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin.