15.9.2021, 11 Uhr
Jetzt erhältlich: Journal der Künste 16
Sind Erinnern und Vergessen ein Gegensatzpaar oder kann jedes Vergessen auch eine Form des Erinnerns sein? Essays von Aleida Assmann und Max Czollek über Erinnerung, Kunst und Archive setzen die „Arbeit am Gedächtnis“ in der neuen Ausgabe des Journals der Künste fort, die in den letzten Heften angestoßen wurde. Assmann entwickelt eine Gedächtnistheorie, in der sie der Kunst die Funktion eines Monitors zumisst. Czollek fordert in einem Appell für ein Archiv der Gegenwart, die radikale Vielfalt in der Gegenwartskultur stärker in den (Kunst-)Archiven abzubilden um eine pluralere Sicht auf die Geschichte zu ermöglichen.
Ein besonderer Tag in der Akademiegeschichte war der 11. Juli, an dem sich zum 325. Mal die Gründung der Künstlersozietät jährte. In Ulrike Möhlenbecks Blick zurück zeigt sich, dass die Geschichte der Akademie geprägt ist vom Wandel einer Ausbildungsstätte zur internationalen Künstler*innengemeinschaft, von Aufbruch und Beharrung, von staatlicher Indienstnahme und dem Anspruch auf Selbstverwaltung sowie von Kontroversen über Kunst.
Ein Schwerpunkt der Ausgabe widmet sich der von Jeanine Meerapfel im letzten Jahr gegründeten Europäischen Allianz der Akademien. Um deren Ziele – die Verteidigung der Freiheit der Kunst und transnationale Solidarität gegen die europaweiten nationalistischen und antidemokratischen Tendenzen – geht es auch in den Beiträgen der tschechischen Autorin und Literaturwissenschaftlerin Radka Denemarková und in dem Gespräch, das Matthias Krupa mit Dominika Kasprowicz, Leiterin der Villa Decius in Krakau, und dem Wiener Historiker Philipp Ther geführt hat. Flankiert werden die Beiträge von den fantastisch anmutenden Fotografien von Matei Bejenaru, der Orte industrieller Produktion und technologischer Forschung in Rumänien dokumentiert.
Im Fokus steht auch die neue Ausstellung „NOTHINGTOSEENESS“ – mit dieser Wortschöpfung erfand der Komponist John Cage eine Entsprechung für die Stille in den visuellen Künsten. Die von Anke Hervol und Wulf Herzogenrath kuratierte Schau, die am 15.09. am Hanseatenweg eröffnet, widmet sich dem Bedeutungsspektrum der Farbe Weiß, der Leere und der Stille und zeigt künstlerisch-ästhetische Praktiken von den 1950er Jahren bis zur Gegenwart. Ein zeitgenössischer Beitrag ist die Installation We Buy White Albums des US-amerikanischen Konzeptkünstlers Rutherford Chang, die Max Dax in diesem Heft vorstellt. Harald Kisiedu beleuchtet die Rolle von Stille, Leere und blackness/whiteness ausgehend von Ornette Colemans radikalem Album Free Jazz von 1960.
„A close up“ von Joseph Beuys bietet ein neuer Fotoband von Michael Ruetz, der an den 100. Geburtstag des Künstlers erinnert und von Rosa von der Schulenburg vorgestellt wird. Die Fotografien entstanden in den frühen 1970er Jahren, als Ruetz Beuys ohne besonderen Auftrag mit der Kamera zu Hause, an der Kunstakademie und bei seinen Aktionen begleitete. Die Carte Blanche dieser Ausgabe geht an Arila Siegert, die von der Fotografin Mila Teshaieva bei den Proben zu Über die Mauer nach Wassily Kandinsky begleitet wurde.
Die digitale Version der sechzehnten Ausgabe finden Sie hier.
Das Journal der Künste ist kostenlos erhältlich und liegt ab sofort in den Akademie-Gebäuden aus. Parallel zur deutschsprachigen Ausgabe erscheint eine vollständige englische Version. Sollten Sie Einzelexemplare, die englische Ausgabe oder ein Abonnement wünschen, wenden Sie sich bitte an info@adk.de oder nutzen Sie das Bestellformular.