13.4.2018, 10 Uhr
„Bei mir spüre ich überall das Fragment …“
Das Carl-Einstein-Archiv ist digitalisiert und online zugänglich
Als Carl Einstein 1940 – gerade einmal 55 Jahre alt – auf der Flucht vor den Faschisten keinen Ausweg mehr sah und den Freitod wählte, hatte kaum jemand mit der Überlieferung eines Nachlasses gerechnet. Jedoch hatte der Autor in den Jahren, als er in Spanien gegen Franco kämpfte, wie in der Zeit seiner Internierung nach dem Überfall Deutschlands auf Frankreich für die Erhaltung seiner Manuskripte und Sammlungen gesorgt. Anfang der 1960er Jahre begann die intensive Beschäftigung mit der Moderne und rückte auch Carl Einstein als einen der wichtigen Theoretiker wieder in den Fokus. Eine erste große Forschungsarbeit und die Entdeckung des Pariser Nachlasses waren der Beginn der systematischen Zusammenführung großer Teile der noch vorhandenen Manuskripte und Dokumente. Bereits 1962 hatte die Akademie einen kleinen Nachlassteil erworben, 1966 konnte sie feierlich das Carl-Einstein-Archiv eröffnen.
Die Handschriften Einsteins, mit insgesamt über 8.000 Seiten, wurden nun in einem Projekt des Archivs der Akademie der Künste in Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt digitalisiert. Die Digitalisate sind über die Archivdatenbank frei zugänglich und können online ohne vorherige Registrierung gelesen und heruntergeladen werden. Dank dieses äußerst komfortablen Zugangs zu Notizen, Entwürfen, Bruchstücken und Fassungen von Einsteins Werken sowie einigen wenigen Briefen, eröffnen sich neue Möglichkeiten der intensiven Beschäftigung mit Leben und Werk des Schriftstellers und Kunsthistorikers, der sich als einer der ersten fundiert anthropologisch der Kunst Afrikas widmete.
Die nun erfolgte Onlinestellung der Handschriften des Carl-Einsteins-Archivs eröffnet die Möglichkeit, neben den gedruckten Werken die Handschriften seiner Großprojekte Handbuch der Kunst, Histoire de l'art und Bebuquin II, aber auch seiner kleineren Abhandlungen neu zu entdecken. Die Mühe, sich in die schwierige, im Laufe des Lebens sich mehrmals radikal ändernde Handschrift Einsteins einzulesen, wird am Ende belohnt werden. Zahlreiche seiner Handschriften werden im Original in der Ausstellung „Neolithische Kindheit. Kunst in einer falschen Gegenwart, ca. 1930" vom 13. April bis zum 9. Juli 2018 im Haus der Kulturen der Welt präsentiert.
In Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt und dem SRZ Berlin (Satz-Rechen-Zentrum Hartmann+Heenemann GmbH & Co. KG)
Kontakt: Maren Horn