11.12.2017, 15 Uhr
Aufschlussreiche Gemälde-Rückseiten. Provenienzforschung im Archiv der Akademie der Künste
In einem auf zwei Jahre angelegten und vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste großzügig geförderten Forschungsprojekt, widmet sich die Akademie der Künste nun der systematischen Erforschung der Herkunft von 223 vor 1945 geschaffenen Gemälden und 170 Skulpturen aus der Kunstsammlung. Bereits mit der Gründung der Akademie der Künste 1696 wurde der Grundstock für eine Kunstsammlung gelegt. Zuwachs erfuhr die traditionsreiche Sammlung zum einen durch Schenkungen und Archivübernahmen, zum anderen durch Ankäufe im Kunsthandel.
Forschungsschwerpunkt bilden Werke, bei denen eine NS-Problematik prinzipiell möglich erscheint, das heißt solche, die nach 1933 in die Sammlung gelangten und vor 1945 geschaffen wurden.
Provenienzforschung gehört zu den Kernaufgaben von Museen, Bibliotheken und Archiven. Auch wenn der Charakter der Sammlung mit zahlreichen Schenkungen und Nachlässen von Künstler/innen und Akademiemitgliedern, die zudem teilweise selbst von den Nationalsozialisten verfolgt waren, wenig Grund gibt, verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke in der Sammlung zu vermuten, entspricht es dem Selbstverständnis der Akademie, sich diesen Fragestellungen ergebnisoffen zu stellen. Die Resultate der gründlichen Recherchen werden sorgfältig ausgewertet, dokumentiert und gegebenenfalls nach fairen und gerechten Lösungen mit Erben oder Rechtsnachfolgern gesucht.
Die Ausgangslage für das Forschungsprojekt stellt eine Reihe von Herausforderungen dar: Nicht nur ausgelagerte Kunstwerke, sondern auch die meisten Inventarbücher der Kunstsammlung sind während des Krieges verschollen. Somit können beispielsweise Ankäufe aus der Vorkriegszeit nur anhand der im Historischen Archiv verwahrten Verwaltungsakten nachvollzogen werden. Auch die Bestände externer Archive, z. B. des Bundesarchivs, des Landesarchivs Berlin, des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz oder des Zentralarchivs der Staatlichen Museen zu Berlin werden konsultiert, und daraus hervorgehenden Hinweisen wird nachgegangen.
Anhand von Stempeln und anderer Merkmale auf Kunstobjekten können Rückschlüsse auf die Herkunft von Objekten gezogen werden. Gerade die Rückseiten der Gemälde bieten mitunter Anhaltspunkte in Form von Aufschriften, Stempeln oder Etiketten, die die Ankaufs- oder Ausstellungsgeschichte eines Werkes dokumentieren. Auf der 1858 entstandenen Ölskizze Apfelschimmel von Friedrich Randel beispielsweise befinden sich fünf verschiedene Aufkleber und Stempel der Akademie der Künste und ihrer Vorgänger-Institutionen, Indizien, die es ermöglichen, die Provenienzgeschichte des Werks zu rekonstruieren.
Ansprechpartnerinnen: Carolin Faude-Nagel, Dorothee Grafahrend-Gohmert