Erzählpartnerschaft „Our Stories – Rewrite the Future“: Der zweite Workshop

Am 15. Juni trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts „Our Stories – Rewrite the Future“ auf der Terrasse der Akademie am Pariser Platz mit Blick auf das Brandenburger Tor, um an diesem geschichtsträchtigen Ort von ihren Geschichten zu erzählen, um Bilanz zu ziehen und gemeinsame Fragen zu diskutieren: Wie sehr darf der/die Autor/in in die Geschichten eingreifen bzw. fiktionalisieren? Dürfen die realen Namen verwendet werden? Und auch ganz praktische Themen aus dem Alltag der Geflüchteten wie die Aufenthaltserlaubnis, die Wohnsituation und die (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten wurden besprochen.

Seit dem Workshop im Februar haben sich die Autorinnen und Autoren mit ihren Erzählpartnerinnen und -partnern bei Spaziergängen, in Cafés oder auch zu Hause getroffen und dabei ganz unterschiedliche Gespräche geführt: über ihre Fluchterfahrung, aber auch über Alltägliches, über ihren Blick auf Berlin.

Im Anschluss an das Treffen am späten Donnerstagnachmittag ergab sich dann noch eine interessante Diskussion unter den Autorinnen und Autoren, wie sie mit den erzählten Geschichten, mit dem Material, das sich aus den Gesprächen ergibt, umgehen sollen. Was soll – aus der Perspektive der Autorinnen und Autoren – beim Verfassen der ihnen anvertrauten Geschichten im Vordergrund stehen: der Kunstcharakter der entstehenden Erzählung oder das Notieren der Erfahrung? Diese prinzipielle Frage, Kunst oder Journalismus, wird den Entstehungsprozess der Erzählungen weiter begleiten.

Die einzelnen Herangehensweisen und Partnerschaften sind dabei offenkundig so verschieden, dass sie neugierig machen auf die Vielgestaltigkeit der literarischen Erzählungen, die am Ende entstehen und veröffentlicht werden sollen.

Zum Projekt „Our Stories – Rewrite the Future“:

Bei dem Projekt finden sich junge Erwachsene, die auf ihrer Flucht nach Deutschland gekommen sind, mit den deutschsprachigen Autorinnen und Autoren Kerstin Hensel, Senthuran Varatharajah, Katerina Poladjan, Ralph Hammerthaler, Shida Bazyar und Larissa Boehning in Erzählpartnerschaften zusammen, um literarische Erzählungen zu entwickeln, die auf den Erfahrungen, Perspektiven und Berichten der Geflüchteten basieren. Nach dem Auftakttreffen im Dezember 2016 fand im Februar der erste gemeinsame Workshop statt.

Das Projekt wurde initiiert von Larissa Boehning. Es wird gefördert vom Deutschen Literaturfonds.