25.10.2016, 16 Uhr
Die Akademie der Künste trauert um Marwan Kassab-Bachi
Am 22. Oktober ist in Berlin der Maler Marwan Kassab-Bachi verstorben. Er wurde am 31. Januar 1934 in Damaskus (Syrien) geboren und verließ 1957 die Stadt nach einem Studium der arabischen Literatur an der Universität Damaskus, um in Berlin an der Hochschule der Künste (heute Universität der Künste) bei Hann Trier das Studium der Malerei aufzunehmen. Hier gehörte er bald zu einem Kreis von Künstlern, die wie Georg Baselitz und Eugen Schönebeck das Bild des Menschen in einer existenziellen Dimension neu interpretierten.
1994 wurde Marwan in die Akademie der Künste gewählt, der er seither eng verbunden war. Werke von ihm sind zurzeit sowohl in der Ausstellung „Uncertain States. Künstlerisches Handeln in Ausnahmezuständen“ im Akademie-Gebäude am Hanseatenweg als auch in der Ausstellung „Die Akademie der Künste, Berlin, zu Gast in den Kunstsammlungen Chemnitz“ zu sehen.
Matthias Flügge, der im gleichen Jahr wie Marwan in die Akademie gewählt wurde und von 1997 bis 2006 ihr Vizepräsident war, erinnert sich: „Noch in der vergangenen Woche sah ich in der aufregenden Münchner „Postwar“ Ausstellung eines seiner Bilder aus den frühen 1960er Jahren. Marwans Malerei war immer von ergreifend nobler Individualität. Und so war er auch als künstlerischer Mensch, ein Mann der Milde, besonders in den aufgeregteren Zeiten unserer Akademie. In mehr als 50 Jahren hat er in Berlin ein Werk geschaffen, das heute zur Weltkunst zählt und doch ohne die Prägung seiner Kindheit und Jugend in Syrien so nicht hätte entstehen können. Ich hörte ihn oft von seinen Erinnerungen an das Landschaftliche, die Farben und den Himmel, an das Leben der Menschen erzählen. Alles das ist in die Physiognomien seiner Kopf-Bilder eingeströmt. Dabei blieb die Figuration seines künstlerischen Beginns immer anwesend, auch wenn er sie mit den Jahren mehr und mehr in reine Malerei, an die Grenzen der Entkörperlichung durch Farben überführte. Vor einigen Jahren hatte er den Plan gefasst, seiner Heimatstadt ein Konvolut seiner Bilder zu übergeben. Sie sollten an den Ursprung zurückkehren. Der grausame Krieg hat auch dies verhindert.“
Die Akademie der Künste verliert einen wunderbaren Künstler und viele von uns einen guten Freund.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste