8.9.2015, 13 Uhr
Akademie der Künste erwirbt Volker-Braun-Archiv
Volker Braun gehört zu den herausragenden deutschen Schriftstellern der Gegenwart. Als Lyriker, Dramatiker, Prosaautor und Essayist publizierte er in beiden deutschen Staaten zum Teil gegen heftige Widerstände der DDR-Zensur. Auch nach der deutschen Wiedervereinigung blieb sein Schaffen gesellschaftskritisch. Mit der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat die Akademie der Künste jetzt den literarischen Vorlass Volker Brauns erworben. Das neu errichtete Volker-Braun-Archiv umfasst etwa 150 Archivkästen aus dem Zeitraum von 1960 bis 2014 und wird in den nächsten Jahren sukzessive erschlossen und für die Forschung freigegeben.
Überliefert sind umfangreiche Werkkomplexe zur Dramatik, Prosa, Lyrik und Essayistik, anhand derer sich Werkgenese und Rezeption nachvollziehen lassen. Der Bestand enthält neben einer umfangreichen Theater- und Verlagskorrespondenz eine Vielzahl an Briefwechseln u. a. mit Paul Dessau, Siegmar Faust, Franz Fühmann, Margarete Hannsmann, Kerstin Hensel, Stephan Hermlin, Walter Jens, Sarah Kirsch, Ludvík Kundera, Rainer Kunze, Karl Mickel, Alain Lance, Georg Maurer, Hans Mayer, Adolf Muschg, Peter Palitzsch, Jürgen Teller, Manfred Wekwerth und Christa Wolf. Druckbelege, Sekundärliteratur, Sammlungen von Zeitungsausschnitten, Kritiken und Theaterplakaten dokumentieren Werk und Wirken Volker Brauns. Ergänzt wird das literarische Archiv durch eine Sammlung werkbezogener graphischer Arbeiten, u. a. von Carlfriedrich Claus, Dieter Goltzsche, HAP Grieshaber, Karl Georg Hirsch, Inge und Jo Jastram, Joachim John, Nuria Quevedo, Ronald Paris, Penck, Werner Stötzer, Strawalde und Max Uhlig.
Volker Braun wurde 1939 in Dresden geboren, arbeitete nach dem Abitur als Druckerei- und Tiefbauarbeiter und studierte in Leipzig Philosophie. Bekannt geworden ist er mit seinem Lyrikband Provokation für mich (1965 veröffentlicht). Nach seinem ersten zunächst in der DDR verbotenen Stück Die Kipper (UA 1972) erreichte er mit Großer Frieden (UA 1979) und Die Übergangsgesellschaft (UA 1987) große Bühnenerfolge, nicht nur in der DDR. Er war Mitarbeiter am Berliner Ensemble und am Deutschen Theater und avancierte zum Hausautor des Berliner Ensembles (bis 1990). Als Prosaautor erlangte er mit Werken wie Unvollendete Geschichte (1977) oder Hinze-Kunze-Roman (1985) Bekanntheit. Nach 1989 setzte sich Volker Braun kritisch mit dem Scheitern der DDR und den ökonomischen Rahmenbedingungen der deutschen Vereinigung auseinander, in diesem Zusammenhang ist vor allem sein Gedicht Das Eigentum (1990) berühmt geworden. Volker Braun ist seit 1983 Mitglied der Akademie der Künste, zunächst der Ostberliner Akademie, und er war in den Jahren von 2006 bis 2010 Direktor der Sektion Literatur der vereinigten Akademie der Künste. Neben vielen anderen Preisen erhielt Volker Braun 1980 den Heinrich-Mann Preis der Akademie der Künste und im Jahr 2000 den Georg Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, deren Mitglied er seit 1996 ist.
Der nun erworbene Vorlass fügt sich hervorragend in die Sammelschwerpunkte des Archivs ein. Es finden sich Anknüpfungspunkte zu einer Vielzahl anderer Akademiearchive, u. a. jenen von Bertolt Brecht und Helene Weigel, Kurt Bartsch, Hans Bunge, Friedrich Dieckmann, Franz Fühmann, Rainer Kirsch, Georg Maurer, Heiner Müller, Silvia und Dieter Schlenstedt, Anna Seghers, Peter Weiss, Manfred Wekwerth und Christa Wolf sowie dem Archiv des Schriftstellerverbandes der DDR und der Inszenierungsdokumentation.