Akademie der Künste trauert um Peter Bichsel (1935–2025)

Der Schriftsteller und Essayist Peter Bichsel ist, wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag, am 15. März 2025 in Solothurn (Schweiz) gestorben. Er war seit 1985 Mitglied der Sektion Literatur in der Akademie der Künste.

Bichsel wuchs in Luzern und Olten, Schweiz, auf. Nach einer Ausbildung zum Volksschullehrer in den frühen 1950er-Jahren war er zunächst als Primarlehrer tätig. 1963/64 nahm er im Literarischen Colloquium Berlin an Walter Höllerers Prosa-Schreibkurs teil und erlebte gleich darauf seinen literarischen Durchbruch mit dem Kurzgeschichtenband Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen (1964), der ihm hohe Anerkennung und die Aufnahme in die Gruppe 47 eintrug. Es folgten die Romane Das Gästehaus (1965), Die Jahreszeiten (1967) und die kanonisch gewordenen Kindergeschichten (1969).

Zur selben Zeit begann auch Peter Bichsels publizistische Tätigkeit für verschiedene Schweizer Zeitungen und Magazine. Seine Kolumnen für die Weltwoche, das Tages-Anzeiger-Magazin, die Schweizer Illustrierte und die Luzerner Neueste Nachrichten, die regelmäßig in Sammelbänden erschienen, bilden sein essayistisches Hauptwerk. Sein politisches Engagement äußerte sich auch in seiner Tätigkeit als persönlicher Berater und Redenschreiber eines sozialdemokratischen Bundesministers in den Jahren von 1974 bis 1981.

Zwischen 1972 und 1989 hatte er mehrere Gastdozenturen an amerikanischen Universitäten inne und war 1980 Gastprofessor an der Universität Essen. 1981/82 hielt er die Frankfurter Poetik-Vorlesungen. Bis zuletzt schrieb Peter Bichsel Kurzgeschichten. So erschien 2021 die Sammlung Im Winter muss mit Bananenbäumen etwas geschehen und 2023 der Erzählband Die schöne Schwester Langeweile. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Preis der Gruppe 47 (1965), dem Gottfried-Keller-Preis (1999), dem Solothurner Literaturpreis (2011) sowie dem Großen Schillerpreis (2012).

Ursula Krechel, Mitglied der Akademie der Künste, erinnert sich: „Peter Bichsel war der geborene Vorleser, der auch Nicht-Leser zum Zuhören, zum Verwundern, zum Glück der Literatur verführte. Wo er auftauchte, gerade im hohen Alter, schien eine Schweizer Sonne, unverhüllt, als wäre alles ganz einfach. Hätte der ehemalige Primarlehrer das Heft in der Hand behalten, die dunkel gebliebene Welt hätte der Ordnung der Poesie gehorcht.“

Die Akademie trauert um ihr Mitglied.

Manos Tsangaris
Präsident der Akademie der Künste