27.3.2025, 11 Uhr
Walter Benjamins Adressverzeichnisse online zugänglich

Seite aus Benjamins Adressbuch aus dem Pariser Exil (1933 bis 1940)
Das Walter Benjamin Archiv hat ein Adressbuch und eine Adresskartei online gestellt, die Walter Benjamin im Pariser Exil geführt hat. Sie können ab sofort auf der Seite Walter Benjamin Digital eingesehen werden.
Die von der Tübinger Firma Pagina entwickelte Seite Walter Benjamin Digital ergänzt als digitales Werkzeug die Kritische Gesamtausgabe Walter Benjamin: Werke und Nachlaß, die, herausgegeben von Christoph Gödde, Henri Lonitz und Thomas Rahn, seit 2008 im Suhrkamp Verlag erscheint. Die Adressverzeichnisse sind ein Vorgriff auf Band 21, der außerdem Manuskriptkonvolute und Einzelblätter von Walter Benjamin enthalten wird.
Überliefert sind ein kleines, in grünes Leder gebundenes Adressbüchlein (Maße: 7,9 x 4,7 cm) sowie elf Karten und ein Zettel, auf deren Rückseiten Benjamin Adressen und Telefonnummern von Bekannten, Freundinnen, Freunden und Institutionen festhielt.
Parallel zur Präsentation der Adressverzeichnisse im Netz publiziert der Verlag Nimbus, Wädenswil, das Buch von Georg Wiesing-Brandes Walter Benjamin: Das Pariser Adressbuch, in dem die Verzeichnisse transkribiert, kommentiert und durch zahlreiche unbekannte Dokumente ergänzt sind. Exkurse, u. a. über das Institut für Sozialforschung, das Haus Rue Dombasle 10, Benjamins letzte Pariser Adresse, die Bemühungen um ein amerikanisches Visum, den Fluchtweg und den Nachlass, stellen die Adressen in biografische Kontexte. Die Dokumentation von Wiesing-Brandes zeigt eindrucksvoll, dass die Annahme, Benjamin sei im Exil isoliert gewesen, nicht länger haltbar ist. Tatsächlich hatte er intensiven Kontakt sowohl mit anderen Emigranten, darunter vielen kommunistischen, wie mit französischen Kolleginnen und Kollegen.
Das Walter Benjamin Archiv ist eine Einrichtung der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur in der Akademie der Künste. In ihm sind die drei wesentlichen Nachlassteile des Kritikers zusammengeführt. Eine Forschungsbibliothek sowie Dokumentationen zur Rezeption ergänzen die Sammlung.
Ansprechpartner: Erdmut Wizisla