9.6.2024, 08 Uhr

„Mich hat immer fasziniert, was ich nicht kannte.“ – Der Galerist Rolf Ricke und sein Archiv

Rolf Ricke 1975 in der Ausstellung Edward Ruscha.

Der Galerist, Kunstsammler und Kurator Rolf Ricke ist unersättlich. Nach eigener Aussage hat er „Bilder gefressen“, „wollte immer nur vorwärts und nie ausruhen und immer was Neues“. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Vermittler US-amerikanischer Kunst in Europa. Tief beeindruckt von der documenta, gründet Ricke 1963 in Kassel seine Galerie, mit der er später nach Köln wechselt. Von der Pop Art ausgehend, setzt er sich mit großer Leidenschaft für eine neue, sich damals in den USA herausbildende Kunst ein, die heute als Process Art, Concept Art oder Post-Minimal bezeichnet wird. Er präsentiert zahlreiche, heute weltweit bekannte Künstlerinnen und Künstler, unter ihnen Donald Judd, Richard Serra und Keith Sonnier. Einige, wie Gary Kuehn oder Bill Bollinger, haben ihre ersten Einzelausstellungen in Europa in seiner Galerie. Dabei entwickelt Ricke einen neuen Typus von Galerie. Nicht mehr die Arbeiten kommen über den Atlantik, sondern die Künstler, die bei und sogar mit ihm ihre Werke schaffen. Daneben organisiert Ricke, der gleichzeitig ein großer Musikliebhaber und -kenner ist, Konzerte und Filmreihen. Ab Mitte der achtziger Jahre vertritt er auch Künstler wie Steven Parrino, Laurie Parsons, Carl Ostendarp und David Reed, dazu europäische Positionen wie Philippe Cazal, Holger Bunk, Günter Umberg und Pia Fries. Bis zur Schließung der Galerie im Jahr 2004 werden rund 330 Ausstellungen gezeigt. Nach dem Umzug nach Berlin im Jahr 2006 ist Ricke weiterhin als Kurator tätig, beobachtet die Kunstszene, hält nach neuen Entwicklungen Ausschau…

Sein immenses Wirken spiegelt sich auch in seinem Archiv, das er 2010 als Schenkung an die Akademie der Künste, Berlin, übergeben hat. Nahezu unerschöpflich sind die Quellen zur jüngsten Kunstentwicklung und zum Kunstmarkt zwischen 1963 und 2019. Etwa 15.000 Briefe von mehr als 450 Künstlern, Sammlern und Partnern aus dem Kunst- und Museumsbetrieb sind überliefert. Ein Großteil davon dokumentiert die transatlantischen Beziehungen dieser Zeit sowie die in der Galerie präsentierten Einzel- und Gruppenausstellungen. Hinzu kommt eine außergewöhnlich umfangreiche Fotosammlung, die mit Einzelwerken und Ausstellungsinstallationen einen Überblick über das Werk der von Ricke vertretenen Künstler bietet, vor allem zu Beginn ihrer Schaffenszeit.

In einem gemeinsamen Projekt mit dem ZADIK, dem Kölner Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung, sollen nun ausgewählte Fotografien aus den Beständen Rolf Rickes im digitalen Schaufenster der Akademie präsentiert werden.

Für Rückfragen zum Rolf-Ricke-Archiv und zum Projekt mit dem ZADIK:
Dr. Anke Matelowski, Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Rolf Ricke zur Archivpräsentation in der Akademie der Künste, 2015