Biographien
Theo Balden (1904-1995)
Der als Otto Koehler in Brasilien geborene Bildhauer wuchs seit 1906 in Berlin auf. Nach neunmonatiger Haft gelang ihm 1935 mit einem auf den Namen Theo Balden ausgestellten falschen Paß die Flucht nach Prag, wo er Mitbegründer und erster Vorsitzender des Oskar Kokoschka Bundes war. Die deutsche Besatzung zwang ihn 1939 zur Flucht nach Großbritannien, wo er Mitglied des Freien Deutschen Kulturbunds (FDKB) wurde. Nach seiner Freilassung aus einem britischen Internierungslager in Kanada 1941 war Balden Leiter der Ortgruppe Derby des FDKB. Im Jahr 2005 übernahm das Archiv der Akademie der Künste den Nachlaß von Theo Balden.
Erich A. Bischof (1899-1990)
Der in Berlin geborene Graphiker floh kurz vor der drohenden zweiten Verhaftung im Oktober 1933 nach Prag. Dort wurde er wie Heartfield, Balden, Worner und Lade Mitglied des Oskar Kokoschka Bundes. Im Sommer 1939 gelang ihm die Flucht nach Polen, von wo er kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach England kam. Er wurde Mitglied des Freien Deutschen Kulturbunds und war aktiv an der Arbeit der Sektion der bildenden Künstler beteiligt. Er brachte vor allem seltenes Material über das Leben in den englischen Internierungslagern aus der Emigration mit, das heute im Erich-A.-Bischof-Archiv aufbewahrt wird.
René Graetz (1908-1974)
Der Graphiker, Drucker und Bildhauer wurde in Berlin geboren und wuchs
in der Schweiz auf. Seit 1929 lebte und arbeitete er in Südafrika. Im
Frühjahr 1939 verließ er das Land und kam Ende April nach London. Nach
Kriegsausbruch wurde er interniert und im Mai 1940 nach Kanada
deportiert. Im Lager lernte er Theo Balden und Heinz Worner kennen und
wurde nach seiner Rückkehr nach London Mitglied des Freien Deutschen
Kulturbunds. Er war maßgeblich an der Gestaltung der Ausstellung „Allies
inside Germany“ beteiligt. Im René-Graetz-Archiv sind vor allem Publikationen mit von
Graetz gestalteten Titelblättern überliefert.
John Heartfield (1891-1968)
Heartfield wurde als Helmut Herzfeld in Berlin-Schmargendorf geboren. Der wegen seiner politischen Fotomontagen berühmt gewordene Künstler mußte 1933 vor den Nationalsozialisten nach Prag fliehen. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht gelang ihm mit Hilfe des britischen Artists’ Refugee Committee im Dezember 1938 die Flucht nach England. Heartfield wurde Mitglied des Freien Deutschen Kulturbunds, beteiligte sich an seinen Aktivitäten und brachte vor allem Belege seiner eigenen Arbeiten aus dem englischen Exil nach Deutschland zurück, die heute im John-Heartfield-Archiv aufbewahrt werden.
Kurt Lade (1905-1973)
Der aus Posen stammende Werbegraphiker war nach dem Ersten Weltkrieg nach Berlin gekommen und mußte 1936 aus Deutschland fliehen. Er lebte zunächst in Prag, mußte aber wie die meisten Emigranten nach dem Einmarsch der deutschen Truppen das Land verlassen. Im Frühjahr 1939 kam Lade nach London, wurde Mitglied des Freien Deutschen Kulturbunds und war bis 1941 Sekretär der Sektion der bildenden Künstler. Im Kurt-Lade-Archiv werden Unterlagen aus dieser Tätigkeit bewahrt, vor allem eine Fotodokumentation der Ausstellung „Allies inside Germany“.
Heinz Worner (1910-2008)
Der in Berlin geborene Bildhauer mußte Deutschland 1937 aus politischen Gründen verlassen und emigrierte nach einem Aufenthalt in Prag 1939 nach England. Hier wurde er Mitglied des Freien Deutschen Kulturbunds (FDKB). Nach seiner Rückkehr aus einem englischen Internierungslager in Kanada wurde Worner 1941 Sekretär der Sektion der bildenden Künstler des FDKB und war in dieser Funktion bis zu ihrer Auflösung 1946 an all ihren Aktivitäten beteiligt. Er brachte die umfangreichste Sammlung von Unterlagen über die Arbeit des FDKB zurück nach Deutschland. Sie wird heute im Heinz-Worner-Archiv aufbewahrt.
(Stand 02.02.2010)
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