Hubertus Giebe „Malen ist Denken in Bildern, am Rande der Sprache“
Der Dresdener Maler Hubertus Giebe hat 2012 sein Archiv an die Akademie der Künste übergeben. Zu Giebes künstlerischen Vorbildern zählen u.a. Max Beckmann, Otto Dix und John Heartfield. Die enge Verbindung zu Literatur und Lyrik zeigt sich in seinen freundschaftlichen Beziehungen zu Günter Grass und Erwin Strittmatter.
Michael Krejsa, Leiter des Archivs Bildende Kunst der Akademie der Künste, stellt in Anwesenheit des Künstlers die neue Archivpublikation vor.
Sylvester Groth und Dagmar Manzel lesen Texte und Briefe aus dem Hubertus-Giebe-Archiv. Begleitet von Frank Schulte interpretiert Dagmar Manzel Lieder von Eisler, Hollaender und Weill. Gezeigt wird eine kleine Auswahl von Archivalien und Plakaten.
Buchpräsentation – Hubertus Giebe
Aus der Eröffnungsrede von Michael Krejsa, Leiter des Archivs Bildende Kunst der Akademie der Künste:
„[…]Das heute vorzustellende Buch schöpft aus den an die Akademie der Künste übergebenen 56 Tagebüchern, einer kleinen Auswahl von 37 Skizzenbüchern sowie 42 Manuskripten aus den Jahren zwischen 1971 und 2013. Hinzu kommt die gesamte Künstler-Korrespondenz mit mehr als 500 Briefpartnern. Hier kommt Giebes intensiv gepflegtes Kommunikationsnetz am deutlichsten zum Vorschein, und es verschmelzen die Ost-West-Nachrichten bildender Künstler wie die von Jürgen Böttcher, Johannes Heisig, Ralf Kerbach, Wolfgang Petrovsky und Wolfgang Smy mit denen der schreibenden Zunft wie Eduard Beaucamp, Hubertus Gassner, Dieter Hoffmann, Wulf Kirsten und Axel Reitel zu einem vielschichtigen Gesamteindruck. Die Selbstvergewisserung bei diesen Partnern mit ihren unterschiedlichen Lebensläufen und Erfahrungen haben unmittelbare Auswirkung auf Giebes künstlerisches wie menschliches Handeln. Herzstück seiner Korrespondenz-Verbindungen sind die Autoren der „Blechtrommel“ und des „Wundertäters“ – Günter Grass und Erwin Strittmatter.
[…] Die Dokumentation umfasst 30 Jahre aus dem Leben des Malers zwischen 1975 und 2005, also der Spanne zwischen seinem Studium der Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und der Zeit des hart erarbeiteten Nachwende-Erfolges, der sich unter anderem an der künstlerischen Zusammenarbeit mit Eva Strittmatter und Günter Grass ablesen lässt.
[…] Den Zeitgeist und das Aufarbeiten der Vergangenheit miteinander zu verbinden und sich selbst und anderen begreiflich zu machen, hat sich der Künstler dabei zur Aufgabe gemacht. Die Mentalität des Zeitalters des von Diktaturen geprägten 20. Jahrhunderts sowohl mit Distanziertheit als auch mit Aggressivität offen zu legen und dabei an Grenzen zu gehen, ist ihm eine innere und immerwährende Aufgabe. […]“